Kreuz und quer durch den Bildungsdschungel

Eine Kamerafrau gibt Einblick in ihren verrückten Bildungsweg

Eva Rothenwänder hat ihr Leben schon immer selbst in die Hand genommen. Die finanzielle Unabhängigkeit von den Eltern und der sehnlichste Wunsch nach der eigenen Freiheit haben sie wie ein innerer Motor angetrieben, das Leben und den eigenen Bildungsweg zu gehen. Auch wenn die Ausbildungsjahre wild durcheinander oder ein wenig verwirrend wirken, haben sie sie doch zum Ziel gebracht: Kamerafrau mit Leib und Seele.

von Andrea Folie | | Einblicke Lest mehr zum Thema:
Berufswechsel, Freiwilligenengagement, Selbsterhalterstipendium
eva rothenwaender

Probiere solange, bis es auch wirklich passt!

Nach den Pflichtschuljahren ging`s erst mal in die HAK nach Salzburg. Bereits nach einem Jahr hat sich herausgestellt, dass diese Ausbildungsform nicht das Richtige war. Es sollte bodenständig sein, mit kreativem Geschick und Gespür. Nach einem Jahr in der Holzfachschule wurde zur HTL in die Holzfachtechnik gewechselt und erfolgreich absolviert.

Wohin mit Matura und tausend Möglichkeiten?

Viele Chancen, so viele Sinnfragen die ein weiteres Hin und Her nicht ausschlossen. Die Medienarbeit hat Eva schon immer fasziniert. Zur Sensibilisierung für das Faible Kamera und Schnittarbeit trug der Vater bei. So hat er doch viele Jahre als Redakteur eines regionalen Fernsehsenders gearbeitet und viel an Wissen und Interesse in die Familie getragen. Fürs Erste lag es also auch nicht fern, den Schritt ins Medienbusiness zu setzten und bei einem Regionalfernsehen die ersten selbstständigen Beiträge und Berichte zu gestalten. Eva wäre aber nicht Eva, wenn der Drang nach Horizonterweiterung nicht mehr verlangen würde.

Also sollte nach zwei spannenden Praxisjahren beim Fernsehen die Theorie das nötige Fundament geben. Die Antworten fand sie im Medienkolleg in Innsbruck. Von öffentlicher Seite gab es keine finanziellen Hilfeleistungen und die Geldtasche der Eltern war für sie persönlich Tabu. Selbstständigkeit und Unabhängigkeit waren die zwei anzustrebenden Prinzipien. Vom Ersparten und einer Nebenbeschäftigung bei einem Technikbetrieb finanzierte sie sich das Kolleg selbst. Trotz Zweifachbelastung heimste sie den Abschluss ein.

Wohin mit ein wenig Berufserfahrung und einer facheinschlägigen Ausbildung?

Irgendwie sollte es was anderes sein. Was Neues. Ein Abenteuer. Auf den Europäischen Freiwilligendienst brachten sie schlussendlich Freunde und unterstützt wurde sie von Akzente Salzburg. Das Ausland sollte aber auch einen realen Bezug zur beruflichen Tätigkeit mit sich bringen. Dank der Arbeit von Akzente betreute sie für ein halbes Jahr ein Medien- und Kommunikationsprojekt auf den Azoren. Als Fachkraft übernahm Eva die Verantwortung für einen Computerclub für Kinder. Es war natürlich die Freiheit pur, gepaart mit einer spannenden beruflichen und persönlichen Herausforderung. Durch das selbstständige Ressort wurden viele beruflichen Fähigkeiten vertieft und weiterentwickelt.

iStock/Serfoss Productions

Was kostet die Welt?

Der Auslandsaufenthalt hatte seine Spuren hinterlassen und nun lag ihr die Welt zu Füßen.

Arbeiten war für die nächsten Jahre ein vordergründiges Geldbeschaffungsmittel.

Als Freiberufliche jobbte sie hie und da, um mit dem Ersparten die Enden der Welt zu sehen. Einmal quer durch. Was sich so ergab. So mag es für viele Menschen ein bewundernswerter Lebensweg sein. Eva stellte sich immer öfter die Frage nach der Geradlinigkeit in der Ausbildung, dem Beruf und Leben, den Fixpunkten und dem Halt darin. Die Prämisse, Freude und Spaß am Arbeiten war Nebenschauplatz geworden, sollte von nun an aber wieder in den Mittelpunkt gerückt werden.

Die Welt im eigenen Zuhause?

Bepackt mit vielen Eindrücken, Erfahrungen und Wissen sollte das eigene Heim und die beruflichen Chancen darin neu aufgelebt werden. Ausschlaggebend war die Möglichkeit des Selbsterhalterstipendiums. Mit 30 Jahren wurde die Kommunikationswissenschaft Salzburg der nächste Schritt für Eva Rothenwänder.

Auch wenn die Zweifel am eigenen Können ab und zu aufflammten, fand sie doch ständigen Halt und Mut bei Freund_innen und Familie. Denn durch die Gespräche fand sie schlussendlich auch zu Akzente und den Möglichkeiten des Stipendiums. Heute verbindet Eva beides: Studium und die Kameraarbeit bei einem regionalen Privatfernsehen. Alles, was sie sich beruflich erträumte, kann sie auch verwirklichen.

Nicht der Reichtum, sondern die Freude und der Spaß am Tun sollen den weiteren Berufsweg bestimmen.

Gewusst wie...

HTL

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Auch der Abschluss der HTL kann in einer Abendschule (für Berufstätige) nachgeholt werden. In Salzburg hast du dazu die Möglichkeit in den Fachbereichen Maschineningenieurwesen, Hochbau und Elektrotechnik.

Abteilungen:

  • Bautechnik: Hoch- und Tiefbau
  • Grafik und Medien
  • Elektronik  und Technische Informatik
  • Biomedizin und Gesundheitstechnik
  • Maschinenbau
  • Elektrotechnik

Voraussetzungen:

  • Mindestalter 17 Jahre
  • Abgeschlossene Schulpflicht

Gut zu wissen...

  • Dauer: ohne berufliche Vorbildung  8 Semester +2 Semester Vorbereitungslehrgang;
    mit Fachschulabschluss oder für Werkmeister 6 Semester.
  • Es entstehen keine Kosten.
  • Nach dem Abschluss und 3-jähriger Berufspraxis bekommt man dem Ingenieurtitel.

Hilfreiche Links:

Zuletzt aktualisiert am: 13.10.2020

Gewusst wie...

Selbsterhalterstipendium

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Voraussetzungen:

  • Nachweisliche Arbeitszeit: vier Jahre (48 Monate) vor dem ersten Beihilfenbezug 
  • Einkünfte jährlich zumindest € 8.580,- (Brutto minus Sozialversicherung)
  • Zeiten des Präsenz-, Ausbildungs- oder Zivildienst bzw. Dienste nach dem Freiwilligengesetz gelten jedenfalls als Zeiten des Selbsterhaltes.
  • Waisenpension und Lehrzeiten können bei entsprechender Höhe bei der Ermittlung des Selbsterhaltes berücksichtigt werden.
  • Eine Sonderregel besteht hinsichtlich der Altersgrenze. Die allgemeine Altersgrenze von 30 Jahren (zu Studienbeginn) erhöht sich, wenn sich die Studentin/der Student länger als 4 Jahre selbst erhalten haben. Die Altersgrenze erhöht sich für jedes volle Selbsterhalter-Jahr zusätzlich um ein weiteres Jahr, jedoch maximal um insgesamt 5 Jahre.

Wichtig:

  • Bei der Berechnung werden die Einkünfte der Eltern nicht miteinberechnet, nur das Einkommen des Ehepartners/der Ehepartnerin
  • Studienerfolg ist nachzuweisen
  • Das Stipendium ist für das gesamte Studium (Mindeststudiendauer + Toleranzsemester) 12 Mal im Jahr zu beziehen

Hilfreiche Links:

Gewusst wie...

Europäischer Freiwilligendienst

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Die EU gibt jungen Menschen im Rahmen des geförderten Programmes "Jugend in Aktion" die einzigartige Möglichkeit, bis zu einem Jahr in einem anderen europäischen Land im gemeinnützigen Bereich zu arbeiten.

Voraussetzungen:

  • Alter zwischen 18 und 30 Jahren
  • Keine Vorkenntnisse erforderlich
  • Englisch als gemeinsame Sprache Einsatz erfolgt im gemeinnützigen Bereich (z.B. soziale Einrichtungen, Kindergärten, Biobauernhöfe, Umweltorganisationen, Jugendzentren)

Dauer:

  • 6 bis 12 Monate

Wichtig:

Übernommen werden Unterkunft, Versicherung, Verpflegung, Sprachkurs, lokale Transportkosten. Zusätzlich ein Taschengeld von 55 bis 145 Euro/Monat.

Weiterführende Info:

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CC BY

Dieser Text ist unter CC BY 4.0 International lizenziert.

von Andrea Folie
Andrea Folie

Über die Autorin

Andrea Folie

Langjährige Erfahrung in der Kulturvermittlung, Netzwerktätigkeit und internationalen Gastspiel­tätig­keit von Theater­produktionen und Work­shops. Ideen­geberin Verein "Ikult.Inte­rkulturelle Projekte und Konzepte", Projektleitung "Ankommenstour Querbeet". Assistentin der Geschäfts­führung Dachver­band Salz­burger Kulturs­tätten. Immer wieder als freie Texterin tätig.

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