Platz nehmen in aller Öffentlichkeit

Reden, über die Gefühle, nach der xten Absage, über das immer wieder Aufraffen und Weitermachen und über Tränen der Verzweiflung."

Raus aus der Komfortzone – rein ins pralle Leben, das war meine Aufgabenstellung für den „Tag gegen Armut“. Platz-nehmen als betroffene Erzählerin zum Thema Arbeitslosigkeit bei der regionalen Armutskonferenz für Jugendliche in St. Virgil – Methode Erzählcafe.

Von Michaela Ziegler (Gastautor:in) |
2017 29 26 Platznehmen

Da saß ich dann vor 25 Jugendlichen und einigen Lehrpersonen und erzählte von meiner Arbeitslosigkeit und wie es mir damit ergeht – gemeinsam mit Karin, einer lieben Kollegin aus dem Projekt EU-Forschungsprojekt Re-InVEST.

Mich nicht für meine zu Arbeitslosigkeit schämen und erzählen, was es wirklich heißt, keine Arbeit zu haben, aufzuklären über die, ach so bemühte „soziale Hängematte“. Reden, über die Gefühle, nach der xten Absage, über das immer wieder Aufraffen und Weitermachen, über Tränen der Verzweiflung, die schon mal fließen – das ist fordernd, das braucht meinen ganzen Mut.

Zitat

Sichtbar werden mit meiner aktuell größten Herausforderung, nämlich einen Arbeitsplatz zu finden, an dem ich eben Platz-nehmen kann.

Sichtbar werden, das macht verwundbar und angreifbar. Sichtbar machen, heißt aber auch beteiligen, (mit)gestalten und möglicherweise zum Nachdenken anregen. Sichtbar machen bedeutet auch, ein Zeichen zu setzen:

Zitat

Hey, frag mich, wenn Du etwas wissen willst. Sprich mit mir, nicht über mich!!!

Zugänge finden, die sich Jugendlichen erschließen: „Stell Dir vor, du hast Sommerferien, dein Taschengeld wird dir circa um die Hälfte gekürzt und viele deiner Freunde sind im Urlaub. Andere haben keinen Bock auf jemand, der bei so wenig mitmachen kann, weil er sich so wenig leisten kann. Sie finden das uncool!

Am Anfang der Ferien geht es ja noch, du freust dich vielleicht sogar über die Pause vom Schulalltag. Aber es wird täglich langweiliger, dir fällt die Decke auf den Kopf und du merkst, dass deine Laune immer mehr sinkt. Jeder vergebliche Versuch, eine Freundin oder einen Freund zu kontaktieren, zieht dich noch mehr herunter. Die gefühlten Ausreden machen es dir auch nicht leichter.

Du grübelst, was mit dir falsch ist, dass dich „niemand mehr mag“. Und dann du bist richtig froh, dass die Ferien vorbei sind und du wieder in der Schule Platz-nehmen kannst. Möglicherweise wirst du dich anders verhalten, zurückhaltender, skeptischer und zu einigen auf Distanz gehen und überlegen, wer deine echten Freunde sind.

Zitat

Das war ein spannender Tag für mich, Platz-nehmen in aller Öffentlichkeit.

Robert Buggler/Armutskonferenz

CC BY

Dieser Text ist unter CC BY 4.0 International lizenziert.

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Mit dem Bildungsscheck fördert das Land Salzburg berufsbezogene Aus- und Weiterbildungen. Die geförderte Maßnahme sollte direkt im Berufsleben angewendet werden können oder einen Umstieg in ein anderes Berufsfeld ermöglichen. Gefördert werden nur die Kurskosten selbst und nicht der Lebensunterhalt (vgl. Bildungskarenz).

Die Höhe der Förderung richtet sich nach verschiedenen Kriterien (Ausbildung, Alter, usw). Je nachdem bewegt sich die Förderungsobergrenze zwischen zwischen 50% und 80% der Kurskosten.

Voraussetzungen:

  • Hauptwohnsitz in Salzburg
  • Berufsbezogene Aus- oder Weiterbildung
  • Anerkannte Bildungseinrichtung (z.B. über Zertifizierung)
  • Kurskosten von mindestens 200€ (Bagatellgrenze)
  • Der/Die Antragsteller:in muss die Kosten selbst bezahlt haben
  • Es darf kein Hinderungsgrund bestehen (siehe Förderrichtlinie)

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