Ob an der Hotelrezeption, im Service, bei der Abrechnung oder in der Küche: Es ist sehr viel zu tun und die Aufgabengebiete sind vielfältig. Wie man mit den ungewöhnlichen Arbeitszeiten umgehen kann, wie die Bezahlung ist, ob man die eigene kreative Ader einfließen lassen kann und welche Bedeutung Wertschätzung und Teamwork haben, erzählen uns Patrick Denkmaier und Doro Dobias.
Arbeiten in der Hotellerie und Gastronomie
Unser Interviewpartner Patrick Denkmaier ist seit 7 Jahren bei Felleis & Knittelfelder beschäftigt. Er hat die HGA-Lehre (Hotel- und Gastgewerbe-Assistenz) über die Tourismus Akademie gemacht, aber noch nicht abgeschlossen. Er arbeitet die halbe Woche im Büro, wo er die gesamten Abrechnungen der Kellner und Kellnerinnen sowie die vorbereitende Buchhaltung erledigt. Die restliche Zeit steht er an der Rezeption im Hotel Lehenerhof.
Unsere Interviewpartnerin Doro Dobias ist seit 3 Jahren in der Geheimen Specerey tätig. Begonnen hat sie als Küchenhilfe mit wenig Vorkenntnissen. Zurzeit ist sie ebenfalls in der Ausbildung in der Tourismus Akademie mit dem Ziel, die Lehre Koch/Köchin abzuschließen.
Wie seid ihr auf die Idee gekommen, in der Hotellerie/Gastronomie zur arbeiten?
Doro: Meine Familie hatte ein Gasthaus in Salzburg, die Gastronomie hat mich damals aber überhaupt nicht interessiert. Ich habe als Floristin gearbeitet und danach weiteres ausprobiert. Meine folgende Geschichte ist dann sehr schräg: Ich wurde leider gestalkt und wollte mich daher verstecken. Deshalb habe ich als Küchenhilfe in der Geheimen Specerey im Lager begonnen und danach in der Küche. Ich bin im besten Team gelandet – meine Kolleg:innen waren auch in meiner schwierigen Situation immer für mich da, wir schauen im Team aufeinander. Auch die Arbeit gefiel mir, und so mache jetzt die Ausbildung zur Köchin in der Tourismus Akademie. Unser Chef, Herr Felleis unterstützt und investiert in seine Beschäftigten und ich möchte dafür gute Noten bringen. Die Firma hat mir meine Lebensfreude wiedergebracht: Das ist das beste Arbeitsverhältnis, das ich je hatte! Klar muss man auch viel arbeiten. Aber ich bekomme auch so viel zurück und es macht mir Spaß. Es ist hart, aber ich liebe meine Arbeit!
Patrick: Ich wollte die Matura in der Abendschule nachholen. Dazu brauchte ich eine neue Arbeit, denn man muss berufstätig sein, um die Abendschule machen zu können.
So habe ich 2017 im Hotel als Frühstückskellner mit 10 Wochenstunden angefangen, und schnell auf 20 Stunden aufgestockt. Denn als das Restaurant dazugekommen ist, brauchte man mehr Personal und der Küchenchef hat mich gefragt, ob ich Aufgaben übernehmen kann. Ich hatte Freude an der Arbeit und daher auch die HGA Lehre in der Tourismus Akademie gemacht. Diese Lehre dauert zwei Jahre und wird auch bezahlt. Man macht einen Monat in einem WIFI-Kurs Theorie und dann arbeitet man im Betrieb. Die Abendschule habe ich übrigens aufgehört – dazu war ich dann nicht mehr motiviert. (lacht)
Im Service zu arbeiten, das hat mir weniger gefallen. Schließlich bin ich zur Rezeption gegangen und da sind noch Tätigkeiten im Büro dazugekommen: Derzeit stehe ich die Hälfte meiner Arbeitszeit an der Rezeption, die andere Hälfte sitze ich im Büro – von den Rechnungen bis zur Buchhaltung. Die Aufgaben sind immer mehr und immer interessanter geworden.
Was gefällt dir besser? Rezeption oder Büro?
Patrick: Vor allem die Abwechslung gefällt mir. Meist sind Montag und Freitag Bürotage. Aber eigentlich arbeite ich jede Woche anders.
Was sind die Vorteile, wenn man im Hotel- und Gastgewerbe arbeitet?
Doro: Meist habe ich Sonntag und Montag frei. Das heißt, ich habe am Montag immer Zeit für Erledigungen. Die Festspielzeit ist freilich anders. Ansonsten sind die Dienstpläne immer super abgestimmt auf die Beschäftigten im Team.
Patrick: Die Arbeitszeiten empfinde ich als Vorteil, denn auch wochentags haben wir mal einen freien Tag. Außerdem bin ich sehr viel und sehr gern unter Menschen. Die meisten lustigen Geschichten passieren, wenn viele Menschen beisammen sind!
Welche Eigenschaften sollte man für einen Job im Tourismus mitbringen?
Doro: Es gibt viel Arbeit. Das muss man mögen. Das bringt auch Stress und Reibungen im Team. Also sollte man auf alles vorbereitet sein, zum Beispiel in der Festspielzeit. Da kommt sozusagen der „Sturm“ und wir sitzen alle in einem Boot und müssen miteinander rudern. Außerdem ist es gut, wenn man mit Menschen umgehen kann – es gibt immer wieder herausfordernde Gäste.
Patrick: Ja, abgrenzen sollte man sich können, und nichts persönlich nehmen. Wenn man mit Menschen zu tun hat, sollte man mental stabil sein und mit Urlaubern, Geschäftsreisenden, mit verschiedenen Nationalitäten gleichermaßen umgehen können. Menschenkenntnis kann man aber auch lernen. Man kann seine eigenen Erfahrungen machen. Hier bin ich zum Beispiel alleine an der Rezeption und muss selbst Lösungen finden, ich trage Verantwortung.
Was sind die Nachteile am Arbeitsplatz in der Branche Gastronomie/Hotellerie?
Patrick: Die Bezahlung ist immer noch eher niedrig und die Arbeitszeiten sind oft sehr früh oder sehr spät. Auf Hobbys kann man da meist nicht Rücksicht nehmen. Außerdem erhält man in der Küche weniger Trinkgeld. Und für Feiertage und Wochenenden gibt’s keine Zuschläge.
Herausfordernd ist es im Service, wenn es heiß ist, man viel laufen muss, und dann auch noch freundlich sein muss.
Doro: Ja, die Arbeitszeiten sind auch ein Nachteil. Aber ich habe mir diese Arbeit ja ausgesucht!
Welche Ziele habt ihr – wie sieht eure weitere Karriereplanung aus?
Doro: Ich möchte Kunst auf die Teller bringen! Meine Hände sind die Stifte meiner Seele. Denn etwas zu essen, das ist Kunst, die man mit allen Sinnen erleben kann – nicht nur mit den Augen. Kunst, die man auch riechen und schmecken kann!
Daher möchte ich noch länger kreativ sein und bei diesem Arbeitgeber bleiben. Jeder Koch arbeitet anders und ich kann bei jedem wieder etwas Neues lernen. Dieses Wissen möchte ich weiterhin anzapfen! Durch Lernen wird man mehr!
Mein Ziel ist es, die LAP als Köchin zu absolvieren.
Patrick: Es darf so weitergehen wie bisher. Ich lerne immer noch mehr über das, was im Hintergrund passiert, möchte noch mehr Administratives machen, vielleicht bis hin zum Betriebsleiter. Für mich passt es gut, wenn ich für noch mehr Bereiche zuständig sein darf. Ansonsten lasse ich vieles auf mich zukommen.
Patrick, du hast die LAP aufgrund deiner Prüfungsangst nicht abgeschlossen. Wie gehst du damit um und siehst du das als Hindernis für deine weitere Karriere?
Patrick: Ich empfinde das derzeit als egal, weil ich merke, dass das wertgeschätzt wird, was ich kann. Die Leistung zählt. Natürlich ist mir bewusst, dass es bei anderen Arbeitgebern von Vorteil wäre, einen Abschluss zu haben. Ich kann ihn ja jederzeit nachholen.
Was ist euer Rat an die Menschen, die einen Beruf in der Hotellerie oder Gastronomie ergreifen wollen?
Doro: Corona hat die Gastronomie leider merklich angeschlagen. Aber wenn ihr lieber mit Menschen zusammen seid und nicht am Computer viereckige Augen bekommen möchtet – dann seid mutig und macht den Schritt. Die Gastronomie ist mit viel Arbeit verbunden, es ist ein harter Job. Aber man wird stärker und dann kann euch nichts mehr erschüttern! Auch ich bin stark geworden dadurch!
Patrick: Junge Menschen müssen oft sehr früh eine Entscheidung treffen, wohin es beruflich gehen soll. Aber auch wenn man mit 15 schon eine Lehre beginnt: Man kann es probieren und muss aber nicht mehr das gesamte Leben dabeibleiben. Eine Entscheidung beeinflusst das Leben zwar für ein paar Jahre, aber daraus kann man viel mitnehmen und dann einen anderen Weg einschlagen. Und: Habt keine Angst vor Fehlern! Aus Fehlern lernt man!
Weiterführende Links:
Tourismus-Akademie Tourismus Akademie Salzburg (tourismus-akademie.at)
Betriebe: www.felleis-knittelfelder.at
Fotos (4) Bayer-Schrott; (1) privat
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Autorin
Daniela Bayer-Schrott
Redakteurin und PR-Fachfrau. Mag Vielfalt, Lernen und lacht gerne. Beruflich und privat sind ihr Weiterentwicklung und Offenheit für Neues wichtig. In ihrer Freizeit ist sie viel in Stadt und Land Salzburg unterwegs und liebt die bunte Mischung von Natur und Kultur.
Abendgymnasium Salzburg
Dauer: 2-10 Semester (je nach Anrechnung von Zeugnissen höherer Schulen und Studienmodell)
Form: abhängig vom individuell zusammengestellten Stundenplan
- Vollstudium 5 Tage die Woche zwischen 17:05-21:55 Uhr
- Kompaktstudium freitags von 15:30-21:55 und samstags von 9:00-17:00 Uhr
- Fernstudium:
- Einser-Studium: 1 Tag die Woche, 5 Semester samstags zwischen 09:00-17:00 Uhr Tage, 5 Semester freitags zwischen 14:45-21:55 Uhr
- Zweier-Studium: 2 Tage die Woche, freitags zwischen 17:05-21:55 Uhr
- Dreier-Studium: 3 Tage die Woche, 2 Abende unter der Woche zwischen 17:05-21:55 und freitags zwischen 14:45-21:55 Uhr
- Berufsreife Plus: Berufsreifeprüfung kann zur vollwertigen Matura ausgebaut werden, 1 Tag die Woche, freitags zwischen 14:45-21:55 Uhr
- Projekt: Brücken bauen: Vorbereitung zum regulären Abendgymnasiums-Besuch mit Deutschniveau auf mind. A2
Voraussetzungen:
- Erfüllung der gesetzlichen Schulpflicht
- Mindestalter 17 Jahre
- Berufliche Tätigkeit
Kosten: keine
Abschluss: Matura
Telefonnummer: 0662/434575
Nützliche Links: http://www.abendgymnasium.salzburg.at/
Zuletzt aktualisiert am 27.5.2024 von BiBer Bildungsberatung
Tourismusschule Salzburg - Hotelfachschule
Die Aufgabe der Hotelfachschule (3-jährig) ist es, den Schüler*innen jenes fachliche Wissen und Können zu vermitteln, das unmittelbar zur Ausübung eines Berufes nötig ist. Zugleich wird die Allgemeinbildung erweitert und vertieft.
Dauer: 3 Jahre
Form: Vollzeit
Praktikum: In dieser Ausbildung gibt es eine Praktikumspflicht - insgesamt 24 Wochen vor Eintritt in die 3. Klasse
Voraussetzungen: Nachweis des erfolgreichen Abschlusses der 8. Schulstufe, Hauptschule oder Unterstufe AHS
Lehrabschlüsse:
- Koch*Köchin
- Hotel- und Gastgewerbeassistent*in
- Restaurantfachmann*frau
Berechtigungen:
- Ersatz der Lehrzeiten für die Lehrberufe Koch*Köchin, Restaurantfachmann*frau, Hotel-und Gastgewerbeassistent*in, Bürokaufmann*frau
- Gastgewerbeberechtigungen: Sofern 3 Monate Praktikum absolviert wurden, gilt das Zeugnis ohne zusätzliche Berufspraxis gem. §94 Abs. 26 GewO als genereller Befähigungsnachweis für das Gastgewerbe
- Ersatz der Unternehmerprüfung. Bei positiver Ablegung der Abschlussprüfung wird den Schüler*innen von der Wirtschaftskammer Tirol, Sparte Tourismus und Freizeitwirtschaft, der Berufstitel Hotelkaufmann/frau verliehen.
Hilfreiche Links:
- Hotelfachschule St.Johann
- Hotelfachschule Bramberg
- Hotelfachschule Klessheim/Salzburg für Ernährung und Fitness
Zuletzt aktualisiert am: 05.06.2024
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