Bei einem Besuch in den Werkstätten in der Rochusgasse ist einiges los: Lernende, Lehrende und Geschäftspartner:innen bahnen sich ihre Wege zwischen fertigen Werkstücken, Werkzeugen und Maschinen, die man als nicht-handwerkaffiner Mensch schwer identifizieren kann. Das ist genau die Welt von Florian Reininger, er ist Geschäftsführer von Gemini Salzburg: Dieses Unternehmen entwickelt und bietet heute Workshops für Jugendliche und Erwachsene im Bereich Handwerk und Digitalisierung an. Aber jetzt der Reihe nach:
Vom technikbegeisterten Schrauber zum erfolgreichen Unternehmer
Begeisterung für Technik im Blut
Als Florian Reininger mit 12 Jahren eine Stereoanlage geschenkt bekam, galt sein hauptsächliches Interesse den Einzelteilen, aus denen sie bestand. Er schraubte das Gerät zuerst auseinander und setzte es wieder zusammen – erst dann wurde die Anlage eingeschaltet. „So hat das Erforschen bei mir begonnen“, erinnert er sich heute. Aufgewachsen ist er in St. Gilgen. Seine Eltern waren Hausmeister an einem Gutshof – ein Paradies für Kinder. Sein Vater arbeitete in der Tischlerei, die zwar lehrreich für ihn war, aber für den Werkstoff Holz konnte sich Reininger nie so besonders begeistern. „Unsere Nachbarin hat einmal ihr Auto vorbeigebracht, weil die Kupplung kaputt war. Ich hätte das Auto zerlegen dürfen und damit basteln. Ich habe es aber hergerichtet und bin auf unserem Grundstück damit herumgefahren. Meine Begeisterung für Technik wurde so immer weiter genährt,“ erzählt er.
Lehrabschluss als Mechaniker
Die Schule machte Florian Reininger weniger Freude. Daher wählte er eine Lehre als Mechaniker. Seinem Onkel ist er heute noch dankbar, denn hätte dieser ihn nicht gecoacht und motiviert, hätte er die Ausbildung nicht abgeschlossen.
Nach seiner Zeit beim Bundesheer begann er als Handyverkäufer und wurde bald Shopmanager. Mit jungen 21 Jahren wagte er bereits den Sprung in die Selbstständigkeit: „Mein Vater renovierte Häuser. Ich habe als Selbstständiger alles Handwerkliche erledigt. Und mit 22 Jahren habe ich das Angebot angenommen, die Firma „Salzburger Getreidemühlen“ zu übernehmen. Ich habe sie aufgebaut, viel dabei gelernt und sie dann verkauft.“
Erfolgsfaktor Bildung: HTL und Motorenbauer
Als gelernter Mechaniker wurde ihm bald klar, dass ihm für seine weitere Karriere einige Grundlagen für eine Geschäftsführer-Tätigkeit fehlten. „Daher habe ich die Abend-HTL im Maschinenbau gemacht. Diese Ausbildung habe ich mir mit Bildungskarenz und einem Fachkräftestipendium finanziert. Parallel dazu habe ich immer wieder neue Erfindungen und Patente angemeldet. Zum Beispiel eine Getreidemühle, die sich selbst auf das Getreide einstellen kann, sobald man es einfüllt.“
Als Inhaber einer Beratungsfirma war er danach als Patentreferent für Salzburg zuständig. „Ich habe als solcher die Vorarbeit für den Patentanwalt geleistet, also zum Beispiel die technischen Beschreibungen gemacht,“ schildert er seine Tätigkeit.
Nach Abschluss der HTL konnte Reininger zusätzlich die Ausbildung zum Motorenbauer bei einer Firma machen.
Am Standort von Gemini Salzburg: (1) Ein Zwingenständer mit den unterschiedlichen Verleimzwingen, die in der Tischlerei tagtäglich benötigt werden. Jedes Werkstück und jeder Arbeitsschritt benötigt eine andere Zwinge. (2) Diese Produktionsstraße dient dem Üben von Automatisierung-Prozessen mit industriellen Komponenten. Das kann einen Logistikprozess abbilden, wo Teile assembliert und danach ein- bzw. ausgelagert werden. (3) Ein 24 Kanal Mischpult, welches im Studio von Jazz Gitti stand und nun für Workshops genutzt wird, um Livemitschnitte abzumischen.
Gründung und Weiterentwicklung der Firma Gemini Salzburg
Im Jahr 2018 war es soweit und Florian Reininger gründete gemeinsam mit Freunden die Firma Gemini in Hallwang, die sie vier Jahre lang leiteten. „Wir haben Maschinen aufgebaut, die verschiedene Firmen für ihre eigenen Produktionen mieten konnten. Auch dort haben wir bereits Kurse angeboten. Im Vorjahr haben wir die Firma zum Teil verkauft, den Bildungsteil haben wir mitgenommen. Seit rund einem Jahr sitzen wir hier in der Rochusgasse in Salzburg, wo wir uns vor allem auf die Entwicklung und Durchführung von Workshops für Jugendliche und Erwachsene spezialisierten.“
Zielgruppe sind beispielsweise benachteiligte Jugendliche von 8-18 Jahren, die im Elternhaus nicht die Möglichkeit haben, sich technische Kenntnisse anzueignen. „Zum Beispiel gibt es bei uns den ,Talente-Donnerstag‘, dieser wird von der Stadt Salzburg finanziert. Die Jugendlichen können hier forschen und ausprobieren. Im Auftrag von Akzente Salzburg bieten wir Workshops im MINT-Bereich an, die das Land Salzburg - Referat Regionalentwicklung und EU-Regionalpolitik finanziert,“ führt Florian Reininger aus.
Auch Erwachsene gehören zur Zielgruppe, wie zum Beispiel Teilnehmer:innen von Firmenkunden, die eine Weiterbildung absolvieren. „Wir führen AMS Maßnahmen durch, wie das ,FiT-Programm‘ (Frauen in Handwerk und Technik, Anm. d. Red.) über Frau & Arbeit.“
Ohne Digitalisierung geht heute nichts mehr im Handwerk: „Deswegen stehen unsere Kurse und Workshops immer unter dem Motto ,Handwerk und Digitalisierung‘, wir bieten beides an.“
Handwerk ist heute nicht mehr ohne Digitalisierung möglich!”
Netzwerk im Bereich Handwerk und Digitalisierung
Mittlerweile ist Gemini Salzburg der größte Anbieter im Bereich MINT bzw. Handwerk und Digitalisierung in Salzburg und in Oberösterreich. Zusammengearbeitet wird im Rahmen des European Digital Innovation Hub mit anderen Anbietern, denn Gemini wickelt geförderte Projekte ab – die Fortbildungen können also teilweise finanziert werden. Zum Netzwerk gehören unter anderem auch Leader Regionen oder die Firma Meshmakers (Beratung und Entwicklung im Bereich Digitalisierung).
Karrieretipps: Risikobereitschaft, Visionen und Spaß bei der Arbeit
Warum er so erfolgreich ist, erklärt sich Florian Reiniger so: „Ich habe nie das Risiko gescheut und gewusst, dass manches eben auch Zeit braucht. Ich hatte und habe immer noch Visionen und lasse nicht locker. Natürlich hatte ich auch Glück, dass meine Ideen und Visionen dem Zeitgeist entsprachen.“ Was ihm derzeit am meisten Spaß macht: Er motiviert die Menschen sehr gerne und zeigt, was Technik alles kann. Sein Tipp: „Ich habe die Erfahrung gemacht, dass der Schlüssel zum persönlichen Erfolg Hilfsbereitschaft, soziales Engagement und Ehrlichkeit ist. Denn das kommt alles zurück, wenn man selbst etwas braucht.“
Auf die Frage, ob er jungen Menschen raten würde, ein Handwerk zu erlernen, überlegt Reininger und sagt dann: „Ein Handwerk ist ein sehr guter praxisnaher Einstieg ins Leben, das war es auch für mich. Allerdings würde ich raten, entweder parallel dazu oder danach die Matura zu machen, das ist eine zusätzliche Basis. Wenn es möglich ist, immer Zusatzausbildungen nutzen!“
Weiterführende Links:
Akzente Salzburg: akzente Salzburg - Initiativen für junge Leute! - akzente Salzburg
Fotos:
Bayer-Schrott (2), Gemini Salzburg (3)
Dieser Text ist unter CC BY 4.0 International lizenziert.
Autorin
Daniela Bayer-Schrott
Redakteurin und PR-Fachfrau. Mag Vielfalt, Lernen und lacht gerne. Beruflich und privat sind ihr Weiterentwicklung und Offenheit für Neues wichtig. In ihrer Freizeit ist sie viel in Stadt und Land Salzburg unterwegs und liebt die bunte Mischung von Natur und Kultur.
Frau & Arbeit
Frau & Arbeit bietet:
- kostenlose Beratung
- Coaching
- Workshops
für Frauen zu Fragen rund um das Berufsleben. Das Angebot von Frau & Arbeit richtet sich an Frauen jeden Alters, die Unterstützung bei der beruflichen Integration und/oder Entwicklung ihrer beruflichen Fähigkeiten und Ziele suchen.
Einfach telefonisch oder online Kontakt aufnehmen unter: 0662/ 880723-10 oder info@frau-und-arbeit.at.
Alle weiteren Infos findet ihr auf:
Zuletzt aktualisiert am: 14.12.2020
FiT: Frauen in Handwerk und Technik
FiT: Frauen in Handwerk und Technik
Die Angebote des FiT-Programms: Frauen entdecken ihre Stärken und Interessen für Handwerk und Technik und verbessern ihre Karrieremöglichkeiten und Jobchancen.
Voraussetzungen:
- Arbeitssuchende Frauen (Wenn diese während der Ausbildung eine Arbeitsstelle finden, können sie zu einem späteren Zeitpunkt wieder in eines der Module einsteigen)
- Besuch einer rund 12wöchigen Basisqualifizierung
- Neu: Das FiT-Programm steht allen Frauen offen, die sich beim AMS arbeitslos oder arbeitssuchend gemeldet haben.
- Es ist unabhängig von Vorbildung oder Qualifikationsniveau
Finanzierung:
- Über AMS / für die Dauer der Teilnahme - Arbeitslosengeld oder eine Beihilfe zur Deckung des Lebensunterhalts
Ablauf:
- Entscheidung für einen handwerklich-technischen Beruf
- Kurs "technische Vorqualifizierung" eine Basisqualifizierung für die anschließende Qualifizierung
- Praktikum: 2 bis 4 Wochen (Einblick in die technisch-handwerkliche Arbeitswelt)
- Beratung und Begleitung
Während der gesamten Ausbildung können die Frauen eine Beratung und Begleitung bei Fragen der Kinderbetreuung, Lernunterstützung, etc. in Anspruch nehmen.
Abschluss:
- Lehrabschluss oder ein vergleichbarer Schulabschluss.
- Auch eine Ausbildung in einer naturwissenschaftlich- technischen Fachhochschule oder in einem technischen Kolleg ist möglich.
Hilfreiche Links:
Zuletzt aktualisiert am: 17.05.2024 von BiBer Bildungsberatung
Bildungskarenz
DieBildungskarenzist eine Vereinbarung zwischen Arbeitnehmer:in und Arbeitgeber:in für die Teilnahme an einer Bildungsmaßnahme. Während dieser Zeit wird ein Weiterbildungsgeld in Höhe des Arbeitslosengeldes ausbezahlt (jedoch min. 14,53€ ; Stand 17.05.2024)
Voraussetzungen sind unter anderem ein arbeitslosenversicherungspflichtiges Dienstverhältnis über mindestens 6 Monate beim selben Arbeitgeber (3 Monate bei Saisonbetrieben), sowie ein Anspruch auf Arbeitslosengeld.
- Dauer min. 2 Monate, max. 12 Monate
- Bildungsmaßnahme muss ein Ausmaß von mindestens 20 Wochenstunden haben (inkl. Lernaufwand). Bei Betreuungspflichten für Kinder unter 7 Jahren, 16 Wochenstunden. Für Studien 8 ECTS Punkten pro Semester.
- Während der Bildungskarenz besteht kein Kündigungsschutz
- Kranken- und Unfallversicherungsschutz übernimmt das AMS
- Zuverdienstmöglichkeiten in Höhe der Geringfügigkeitsgrenze (518,44€, Stand 17.05.2024)
Eine Alternative zur Bildungskarenz ist die Bildungsteilzeit. Hier muss die Arbeitszeit reduziert werden, um sich weiterzubilden.
Zuletzt aktualisiert am 17.5.2024 von BiBer Bildungsberatung
Bildungsberatung Salzburg - online
BiBer Bildungsberatung Salzburg
Online Video Beratung
Terminbuchung und Kontakt +43 (0)699 10203012 oder office@biber-salzburg.at
Wir verwenden vorwiegend das Programm Zoom. Auf Wunsch führen wir die Beratungen jedoch auch auf Jitsi oder Skype durch.
Alle weiteren Infos zur Onlineberatung findet ihr hier.
Telefonische Beratung
Terminbuchung und Kontakt +43 (0)699 10203012 oder office@biber-salzburg.at
Das Team von BiBer ist gerade dabei, weitere Beratungsangebote für euch zu entwickeln.
Frau & Arbeit
Online-Seminare und Workshops
Ihr könnt euch ganz bequem einen Überblick über die aktuellen Seminare und Workshops verschaffen.
Entweder auf Facebook oder unter diesem Link.
Telefonische Beratung
Anmeldung über die Nummer: +43 662 880723-10
AK Salzburg
Online-Video Beratung
Alle notwendigen Informationen zur Online-Videoberatung findet ihr hier.
Es können die Plattformen Skype oder Zoom genutzt werden.
Online-Seminare und Workshops
Hier findet ihr kostenlose Webinare für AK-Mitglieder.
https://www.bfi-sbg.at/bildungsprojekte/projekte_ak
Kontakt
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Online-Terminbuchung
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aktualisiert: Juni 2024
Fachkräftestipendium
Gefördert werden neue Ausbildungen, die zu einer Höherqualifizierung und einem Abschluss in Bereichen führen, in denen ein Mangel an Fachkräften herrscht. Die förderbaren Ausbildungen sind in der Ausbildungsliste des Arbeitsmarktservice zusammengefasst.
Förderbarer Personenkreis
- Beschäftigungslose
- Personen, die wegen der geplanten Ausbildung karenziert sind.
- Vormals selbstständig Erwerbstätige, deren Erwerbstätigkeit ruht.
- Personen, die in den letzten 15 Jahren mindestens 4 Jahre beschäftigt waren, deren höchste abgeschlossene Ausbildung unter dem Fachhochschulniveau liegt und welche die Aufnahmevoraussetzungen für die in Österreich geplante Ausbildung erfüllen.
Förderbare Ausbildungen
- Förderbar sind alle Ausbildungen gemäß Punkt 13 dieser Bundesrichtlinie, die spätestens am 31.12.2025 beginnen oder wiederaufgenommen und zur Gänze in Österreich absolviert werden.
- Die Ausbildung muss mindestens drei Monate dauern und 20 Wochenstunden an Umfang haben.
Dauer der Förderung
- Das Fachkräftestipendium wird für die Dauer der Teilnahme an einer Ausbildung, maximal für drei Jahre gewährt.
Wie hoch ist die Unterstützung?
- Die Höhe des Fachkräftestipendiums entspricht mindestens der Höhe des Ausgleichszulagenrichtsatzes. Zusätzlich sind Sie in der Zeit auch kranken-, unfall- und pensionsversichert.
Hilfreiche Links:
Zuletzt aktualisiert am: 22.05.2024 von BiBer Bildungsberatung
HTL und Abend-HTL für Berufstätige
Auch der Abschluss der HTL kann in einer Abendschule (für Berufstätige) nachgeholt werden.
Abteilungen der Abendschule in Salzburg:
- Maschinenbau
- Bautechnik
- Elektrotechnik
- Informatik
Voraussetzungen:
- Mindestalter 17 Jahre
- Abgeschlossene Schulpflicht
Gut zu wissen...
- Dauer: ohne berufliche Vorbildung 8 Semester +2 Semester Vorbereitungslehrgang;
mit Fachschulabschluss oder für Werkmeister 6 Semester. - Es entstehen keine Kosten.
- Nach dem Abschluss und 3-jähriger Berufspraxis kann man den Ingenieurtitel beantragen.
Abteilungen der Tagesschule:
- Bautechnik
- Grafik und Medien
- Elektronik und Technische Informatik
- Biomedizin- & Gesundheitstechnik
- Maschinenbau
- Elektrotechnik
- Informationstechnologie
Hilfreiche Links:
Zuletzt aktualisiert am: 22.05.2024 von BiBer Bildungsberatung
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