Vom HTL-Schüler zum Grundwasser-Forscher in Brasilien

Professor in Brasilien werden? Eigentlich war das nie sein Ziel. Harald Klammlers Weg führte im Zickzack über Spanien und Florida bis nach Lateinamerika.

Harald Klammler hat den Elektrotechnik-Zweig an einer HTL in der Steiermark besucht. Über sein Bauwesen-Studium an der Technischen Universität Graz kam er ins Ausland und wurde später Professor für Grundwasser an der Bundesuniversität von Bahia im Nordosten Brasiliens. „Ich wollte als Kind zwar nie Entdecker werden, aber mein Job kommt der Vorstellung nahe“, sagt er und berichtet, warum es spannend ist, in Brasilien zu arbeiten und wie er als Grundwasserforscher zur Lösung sozialer Konflikte und Umweltproblemen beiträgt.

Von Marlene Klotz |
Professor Harald Klammler vor einer Landkarte

„Im Westen von Bahia werden Menschen wegen Wasser erschossen“, sagt Harald Klammler, der zu Grundwasser in Brasilien und den USA forscht. Er erzählt, dass etwa Menschen aus Wut über Großgrundbesitzer und deren hohen Wasserverbrauch Wasserpumpanlagen zerstören. „Es geht überall auf der Welt darum: Wie viel Wasser dürfen wir nutzen? Was ist ein akzeptabler Verbrauch?“ Klammler führt Berechnungen durch, die dabei helfen zu verstehen, wie viel Wasser im natürlichen Umlauf ist, wer wie viel davon nutzt, wie man Wasserquellen schützen und Verschmutzung beheben sowie Lösungswege für die vom Klimawandel geprägte Zukunft finden kann. Damit trägt er zur Lösung von sozialen Konflikten bei und schützt eine unserer wichtigsten Ressourcen, Wasser, für die Zukunft.
„Ich kann an nichts in meinem Job denken, das nicht mit Nachhaltigkeit zu tun hat“, sagt er. Als Professor an der Erdwissenschaftlichen Fakultät der Bundesuniversität von Bahia (Portugiesisch: Universidade Federal da Bahia) gibt er sein Wissen weiter, und arbeitet mit Studierenden an Lösungen, damit auch in Zukunft genug sauberes Wasser zur Verfügung stehen wird.

Warum Brasilien?

„Brasilien ist ein großes Abenteuer“, sagt Klammler. Dieses Abenteuer begann während seines Bauwesen-Studiums an der Technischen Universität Graz mit einem Erasmus-Aufenthalt in Spanien. Dort studierte er zunächst eine Zeit lang mit Stipendium, danach ein weiteres Jahr als „Freemover“, also als Austauschstudent ohne Stipendium. „Ich habe in Österreich für kurze Zeit richtig viel gearbeitet, Geld gespart und bin dann wieder nach Spanien“, sagt er. Die Kurse aus Spanien hat er sich in Graz anrechnen lassen. Er schrieb seine Diplom- und Doktorarbeit in Zusammenarbeit mit der Universität von Florida. Die Verbindung in die USA entstand über eine Freundin. Kurz vor dem Abschluss der Doktorarbeit reiste er mit Rucksack und einem Portugiesisch-Lehrbuch gewappnet nach Brasilien und stellte sich dort an Universitäten vor. „Die Zeit in Spanien hat mir die lateinamerikanische Lebensart schmackhaft gemacht“, erzählt er schmunzelnd. Sein Rucksack wurde ihm gestohlen, doch wurde ihm wenig später eine Projektmitarbeit in Salvador da Bahia, einer Stadt mit rund 2,5 Millionen Einwohner:innen an der Küste, angeboten. Dort arbeitet er fast 20 Jahre lang an Forschungsprojekten, erhält Stipendien, wird 2017 Gastprofessor und 2021 ordentlicher Professor. Sein Arbeitsplatz ist die Stadt Salvador, sein Haus steht auf der Insel Itaparica, die etwa eine Stunde mit der Fähre entfernt liegt. „Ich habe mich nie in erster Linie auf die Karriere konzentriert. Ich habe mich eher von meiner Lebens- und Abenteuerlust leiten lassen“, sagt Klammler.

Zitat

Ich habe mich nie in erster Linie auf die Karriere konzentriert. Ich habe mich eher von meiner Lebens- und Abenteuerlust leiten lassen.

Mit Gelassenheit Probleme lösen

Wenn Klammler von seiner Zusammenarbeit mit Forschenden aus Brasilien erzählt, gestikuliert er in Schlangenlinien: „Hier findet man oft dynamischer zu Lösungen. Man plant weniger, bahnt sich seinen Weg, versucht etwas und wenn es nicht hinhaut, versucht man etwas anderes“, sagt er. Diese Erfahrungen schätzt er und hat Fähigkeiten wie Gelassenheit und Problemlösungskompetenz entwickelt, die er immer wieder benötigt. Er erzählt von einem seiner spannendsten Projekte als Forscher: „In Florida sind etwa einmal Kriegsreste an Stränden aufgetaucht“, sagt Klammler. Die Kriegsreste wurden zur Gefahr für Strandbesucher:innen. Mit einem Team fand er heraus, dass die alten Objekte wahrscheinlich durch eine Art Treibsandeffekt unter großen Wellen versanken und dann später wieder freigelegt wurden. Mit Berechnungen konnte Klammler diesen Vorgang nachweisen. „Ich bin in den Projekten oft eher mit der Theorie beschäftigt. Damit bin ich örtlich unabhängiger“, sagt Klammler. Seine Arbeit findet damit also nicht nur vor Ort am Meer, an Flüssen oder Grundwasserbrunnen statt, sondern oft hinter dem Bildschirm.

Ein neues Abenteuer wartet

Zum Zeitpunkt des Interviews ist Klammler nur noch wenige Tage lang offiziell aktiv als Professor in Bahia. Seine Kinder möchten in Österreich zur Schule gehen, worüber er glücklich ist und wobei er sie unterstützen möchte. Was dann kommen wird? „Brasilien ist auf keinen Fall abgehakt“, sagt er. Er wird auch in Zukunft sein Zuhause auf der Insel behalten und plant, weiterhin an Forschungsprojekten zu arbeiten. Ob er eine Stelle als Projektmitarbeiter oder als Professor an einer österreichischen Universität bekommen wird, weiß er noch nicht, aber er hat bereits Kontakte geknüpft. Jungen Menschen, die sich für eine Karriere im Ausland interessieren, rät er: „Man sollte gelassen sein, alles ausprobieren, sich für viele Stipendien bewerben und wenn es beim ersten Mal nicht klappt, es nochmal versuchen. Ich würde allen raten: Habt keine Angst vor dem Ungewissen. Es ist ein Abenteuer, nicht genau zu wissen, wo es hin geht.“

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von Marlene Klotz

Autorin

Marlene Klotz

Journalismus, Medienbildung, Bewegung und Reisen – dafür brennt die Salzburgerin.
Sie arbeitet im Bildungsbereich, als Journalistin und Yoga- und Pilateslehrerin.

Sie hört gerne Lebensgeschichten und liebt es, diese in Texte zu gießen.

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