Die Tiroler Bildungs- und Berufsberaterin der bildungsinfo-tirol, amg tirol (Tiroler Arbeitsmarktförderungsgesellschaft mbH) Sandra Klein, ist Expertin für das Thema transversale Kompetenzen und erklärt, warum sie wichtig sind und wie man sie erkennen kann.
Welche Fähigkeiten wir zukünftig in der Arbeitswelt brauchen werden

Was sind transversale Kompetenzen und wofür brauchen wir sie?
Der Begriff „transversale Kompetenzen“ lässt sich sinngemäß mit „übertragbaren Fähigkeiten“ umschreiben. Gemeint sind Fähigkeiten, die in einem bestimmten Kontext erworben wurden und sich auf andere Situationen oder Tätigkeiten übertragen lassen. Sie sind daher für unterschiedliche berufliche Aufgabenfelder ebenso relevant wie für die allgemeine Beschäftigungsfähigkeit.
Solche Kompetenzen können sowohl im Rahmen von Freizeitaktivitäten als auch durch Aus- und Weiterbildungen entwickelt werden. Früher wurden sie häufig unter dem Begriff „Soft Skills“ zusammengefasst. Inzwischen sind jedoch auch technische und digitale Fähigkeiten hinzugekommen, die damals noch nicht berücksichtigt waren. Heute spricht man deshalb vielfach auch von „Zukunftskompetenzen“.
Im EU-Projekt TRANSVAL-EU (2021–2023), an dem ich mitwirkte, wurden 12 transversale Kompetenzen in 8 Niveaustufen definiert und validiert. Sie reichen von der Nutzung digitaler Technologien über persönliche Kompetenzen wie Selbstreflexion bis hin zu zentralen Fähigkeiten im Bereich Kommunikation und Zusammenarbeit.
Warum wir diese Kompetenzen in Zukunft brauchen? Insgesamt geht es darum, dass wir mit der globalen Entwicklung mithalten können. Da braucht es Flexibilität, interkulturelle Kompetenzen und auch Kompetenzen rund um Nachhaltigkeit und soziale Verantwortung.

Rahmen für transversale Kompetenzen.
TRANSVAL-EU
Basis: Flexibilität, lebenslanges Lernen, Selbstreflexion
Was würden Sie persönlich als wichtigste dieser Fähigkeiten erachten und warum?
Für mich zählen vor allem drei: lebenslanges Lernen, Flexibilität und Selbstreflexion. Wenn ich diese Basis mitbringe, kann ich mir jederzeit neue Fähigkeiten aneignen, die im Laufe meines Berufslebens gefragt sind. Hinzu kommt ein grundlegendes technologisches Verständnis. Digitale Kompetenzen sind heute nahezu überall Voraussetzung – ohne Computer, Internet oder E-Mail ist ein Arbeiten kaum noch möglich.
Wesentlich ist daher die Offenheit, sich mit neuen Technologien auseinanderzusetzen und sich in neue Aufgabenfelder einzufinden. Herausforderungen entstehen meist dann, wenn Menschen Veränderungen ablehnen oder ihnen mit Unsicherheit begegnen.

Bild: privat
Für mich zählen vor allem drei Fähigkeiten zu den wichtigsten: lebenslanges Lernen, Flexibilität und Selbstreflexion."
Bereiten die verschiedensten Ausbildungen heute auf diese gefragten Kompetenzen vor? Oder werden sie noch vernachlässigt, welchen Eindruck haben Sie?
Ja, es bewegt sich bereits einiges, da Unternehmen und Bildungseinrichtungen den Wert transversaler Kompetenzen zunehmend erkennen. In manchen Ausbildungswegen arbeiten Lernende beispielsweise an Projekten, die sie selbst planen, entwickeln, umsetzen und präsentieren – dadurch werden Fähigkeiten wie Teamarbeit, Kommunikation, Problemlösung und Eigenverantwortung gestärkt. Der verstärkte Einsatz digitaler Tools und Lernplattformen trägt zusätzlich dazu bei, die digitale Handlungskompetenz zu fördern.
Viele Institutionen haben erkannt, dass diese Kompetenzen essenziell sind, um Lernende bestmöglich auf ein dynamisches Berufsleben vorzubereiten. Lehrkräfte werden daher zunehmend darin geschult, transversale Fähigkeiten gezielt in den Unterricht zu integrieren und methodisch zu fördern.
Dennoch besteht weiterhin Entwicklungsbedarf – etwa bei der systematischen Verankerung dieser Kompetenzen in allen Ausbildungsgängen, bei der Verbindung von fachlichem Wissen mit überfachlichen Fähigkeiten sowie bei der Förderung von Reflexions- und Anpassungsfähigkeit in einer sich ständig wandelnden Arbeitswelt.
Wie kann man die eigenen transversalen Kompetenzen – z.B. in einer Bewerbung – am besten präsentieren?
Besonders spannend ist, dass Bewerbungen heute nicht nur Ausbildungen und berufliche Stationen umfassen, sondern auch andere prägende Erfahrungen. Dazu zählen Praktika, ehrenamtliches Engagement, freiwillige Tätigkeiten oder besondere Projekte im privaten Umfeld. All diese Erfahrungen geben Einblick in persönliche Interessen und zeigen, welche Kompetenzen man sich außerhalb klassischer Ausbildungswege angeeignet hat.
Gerade dadurch eröffnen sich neue Chancen – etwa beim Quereinstieg. Ein Beispiel: Eine Frau, die im Textilhandel gearbeitet hat, bringt möglicherweise viel mehr mit, als es die Berufsbezeichnung vermuten lässt. Hat sie die Warenpräsentation gestaltet, Dienstpläne erstellt oder ein Team koordiniert? Jede dieser Tätigkeiten spiegelt Kompetenzen wie Organisation, Kreativität oder Führungsfähigkeit wider – und genau diese lassen sich auch in anderen Branchen einsetzen.
Im Lebenslauf sollten solche Erfahrungen klar strukturiert und nachvollziehbar dargestellt werden. Heute ist es üblich, dass ein CV (Anm.: Lebenslauf) auch mehrere Seiten umfasst, wenn dadurch die Vielfalt der Erfahrungen sichtbar wird. Denn Personalverantwortliche interessieren sich nicht nur für Ausbildung und Berufserfahrung, sondern auch für das, was eine Person individuell auszeichnet.
Diese Individualität sollte sich – abgestimmt auf die jeweilige Stellenausschreibung – auch im Motivationsschreiben widerspiegeln. Dort kann man gezielt erläutern, welche transversalen Kompetenzen für die ausgeschriebene Position besonders relevant sind.

Bild: amg-tirol
Personalverantwortliche interessieren sich nicht nur für Ausbildung und Berufserfahrung, sondern auch für das, was eine Person individuell auszeichnet."
Was will ich und was kann ich?
Wie kann ich erkennen, welche transversalen Kompetenzen ich bereits habe?
Ein zentraler Bestandteil der Bildungs- und Berufsberatung ist die Kompetenzarbeit. Es reicht nicht, Fähigkeiten nur im Lebenslauf aufzuzählen – sie müssen auch mit Beispielen belegt werden.
In der Beratung wird daher gemeinsam erarbeitet, wie gut bestimmte Kompetenzen bereits entwickelt sind, welche noch ausgebaut werden können und was für die jeweilige Person besonders wichtig ist. Durch gezielte Fragen entsteht Klarheit: Was kann ich schon? Wo will ich hin? Woran möchte ich arbeiten?
Oft zeigt sich im Gespräch, dass Menschen ihre eigenen Stärken unterschätzen. Typische Tätigkeiten aus Beruf, Alltag oder Familienarbeit werden häufig als selbstverständlich abgetan – dabei spiegeln sie wertvolle Kompetenzen wider. Indem wir diese sichtbar machen, wächst das Bewusstsein für die eigenen Fähigkeiten und damit auch das Selbstvertrauen.
Das ist entscheidend, denn in Bewerbungsprozessen zählt nicht nur fachliches Wissen, sondern auch die Fähigkeit, die eigenen Kompetenzen überzeugend darzustellen. Wer seine Stärken kennt, kann berufliche Ziele klarer formulieren und neue Herausforderungen gezielt angehen.
Aber wie beantworte ich mir selbst die Frage, auf welche Herausforderungen ich mich einlassen kann?
Nehmen wir nochmals das oben genannte Beispiel der Frau, die als Verkäuferin im Textilhandel gearbeitet hat. Auf den ersten Blick scheint ihre Berufserfahrung klar umrissen zu sein – doch bei genauerem Hinsehen wird sichtbar, welche transversalen Kompetenzen sie erworben hat: Hat sie die Warenpräsentation gestaltet? Dienstpläne erstellt? Ein kleines Team angeleitet?
Dann stellt sich die entscheidende Frage: Was habe ich in diesen Tätigkeiten besonders gut gemacht? Vielleicht kann sie Kund:innen begeistern, Kolleg:innen motivieren oder Arbeitsabläufe effizient organisieren. Wenn sie diese Erfahrungen konkret benennt und ihre Lernbereitschaft hervorhebt, zeigt sie, dass sie auch neue berufliche Herausforderungen erfolgreich meistern kann. Genau hier wird deutlich, wie wichtig es ist, Kompetenzen sichtbar zu machen – und genau solche Erkenntnisse entstehen in meiner Arbeit als Bildungs- und Berufsberaterin immer wieder.
Hilfreiche Informationen
Welche Kompetenzen man bereits erreicht hat, kann man am besten in einem Beratungsgespräch bei der Bildungs- und Berufsberatung feststellen.
Zusätzlich gibt es noch die Workshopreihe Kompetenz + Beratung bei der Bildungsberatung in Österreich, so zum Beispiel:
Kompetenzen sichtbar machen - Kompetenz+Beratung | September 2025 | AMG Tirol
Die eigenen Kompetenzen entdecken - BhW GmbH
Kompetenz+Beratung – BiBer - Bildungs- und Berufsberatung Salzburg
Kompetenz+Beratung – Frau & Arbeit
Kompetenzberatung | Arbeiterkammer Oberösterreich
Bildungs- und Berufsberatung Kärnten | Die Kärntner Volkshochschulen

Dieser Text ist unter CC BY 4.0 International lizenziert.

Autorin
Daniela Bayer-Schrott
Redakteurin und PR-Fachfrau. Mag Vielfalt, Lernen und lacht gerne. Beruflich und privat sind ihr Weiterentwicklung und Offenheit für Neues wichtig. In ihrer Freizeit ist sie viel in Stadt und Land Salzburg unterwegs und liebt die bunte Mischung von Natur und Kultur.
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