Beruf als Berufung: Sonja Muckenhuber war bereits als Studentin von der Basisbildung fasziniert und arbeitet bis heute, also auch nach dem Erreichen ihres Pensionsalters, in diesem Berufsfeld.
Basisbildung als Lebensaufgabe

Frau Muckenhuber, Sie sind schon seit Jahrzehnten in der Basisbildung tätig. Wie und wann sind Sie in diesem Feld gelandet?
Mein Interesse für die Basisbildung entstand schon während meines Studiums. Ich bin Soziologin. In einem Seminar der Bildungssoziologie erwähnte ein Professor, dass das Thema Alphabetisierung – so nannte man die Basisbildung damals – erstaunlicherweise totgeschwiegen wird. So hat das Thema meine Aufmerksamkeit gewonnen: Also noch in den 80er Jahren.
In den 90er Jahren war ich dann an der Volkshochschule in Linz tätig und wir haben dort auf meine Initiative mit Kursen für Erwachsene begonnen, sie hießen „Alphabetisierungskurse“. Unser Motto war „Learning by Doing“. Trotz unserer stärker werdenden Öffentlichkeitsarbeit waren am Ende oft nur 5 Teilnehmende in unseren Kursen.
Mein großes Ziel ist jetzt, die Menschen zu erreichen: Alle sollen das Angebot der Basisbildung zumindest kennen. Viele wollen oder können leider gar nicht an Kursen teilnehmen. Die Gründe dafür sind unterschiedlich, häufig stecken Scham und andere Barrieren dahinter.
„Bildung ist ein Menschenrecht“
Was fasziniert Sie so an der Basisbildung, dass Sie bereits seit Jahrzehnten in diesem Bereich tätig sind?
Diese große soziale Ungerechtigkeit, die hat mich sofort gepackt. Bildung ist ein Menschenrecht. Bildung kann dafür sorgen, dass man privat und beruflich erfolgreich unterwegs ist!
Das ist ein Auftrag an die gesamte Gesellschaft, und deshalb ist es mir so wichtig. Menschen, die im System Schule nicht schreiben, lesen und rechnen gelernt haben, müssen später die Gelegenheit haben, diese Fähigkeiten zu erwerben. Ohne diese Basis ist es nahezu unmöglich, an weiteren Kursen und Ausbildungen teilzunehmen.
Was mich außerdem immer noch an der Basisbildung fasziniert, ist die Mitgestaltungsmöglichkeit. Die Menschen kommen und bleiben nur dann, wenn das Angebot passt. Man kann und muss vieles ausprobieren und die Menschen fragen, was sie brauchen, oder was sie von den Angeboten halten, die sie schon in Anspruch genommen haben. Dies bietet den Vorteil der ständigen Weiterentwicklung.
Da höre ich heraus, dass Sie auch deswegen so lange Zeit in diesem Bereich geblieben sind, da es in der Basisbildung einfach immer etwas Neues gibt.
Genau! Es wird nicht eintönig. Es gibt immer wieder Änderungen: Sei es, wie man auf die Menschen eingeht, weil sich die Gesellschaft immer weiterentwickelt. Aber auch auf sich ändernde Rahmenbedingungen muss man sich einstellen, denn da gibt es ebenfalls immer wieder einmal neue Vorgaben. Das Schöne ist dabei, es ist immer ein „Miteinander entwickeln“ – wir haben im Grunde ja alle das gleiche Ziel im Blick!

Mein Ziel ist: Alle sollen das Angebot der Basisbildung kennen."
Tätigkeitsfelder in der Basisbildung
Sie sind Leiterin des Instituts für Bildungsentwicklung in Linz (B!LL). Welche Schwerpunkte haben Sie hier?
Ein aktuelles Projekt ist „Bildung mit Weitblick“: Wir entwickeln Lernmaterialien und Tutorials für Basisbildner:innen rund um die Themen Nachhaltigkeit und Umwelt. Denn diese Themen brennen in den Menschen, sie möchten es verstehen und auch wissen, was sie beitragen können.
Weiters bieten wir selbst auch Aus- und Weiterbildungen für Basisbildner:innen an.
Mit dem Alumni-Club für Basisbildner:innen möchten wir die Trainer:innen vernetzen und professionalisieren. Für sie gibt es zum Beispiel Weiterbildungen, aber auch Job-Shadowing-Programme, um ihre Mobilität zu fördern. Das können Einzelaktivitäten als auch Gruppenreisen in andere Länder sein. Unterstützt wird das durch Erasmus+.
Und als zentrale Beratungsstelle Basisbildung betreuen wir das Alfatelefon.
Sie haben vor rund 20 Jahren das Alfatelefon in Österreich mit entwickelt. Was bietet es?
Es bietet den Menschen eine erste Information, eine Orientierung. Der Vorteil: Das Gespräch ist ganz entspannt, weil sie noch nicht direkt beim Kursanbieter sind. Oft ist es nur ein „Plaudern“ und Zuhören. Wenn der/die Anrufer:in einen passenden Kurs sucht, recherchieren wir diesen zusätzlich im jeweils nahen Umfeld.
Nicht nur die Betroffenen selbst können anrufen, sondern auch Berater:innen, Freund:innen, und Vermittler:innen von Betroffenen. Arbeitgeber:innen melden sich und sagen zum Beispiel, dass sie den Verdacht hätten, jemand im Team könnte nicht ausreichend lesen und schreiben, und fragen uns, wie sie das ansprechen sollten.
Gibt es genügend Basisbildungs-Trainer:innen für das derzeitige Angebot?
Eine gute Frage. Wir verzeichnen viele Anfragen. Zum Beispiel gibt es regelmäßig am bifeb eine Ausbildung zu:r Basisbildner:in, aber auch an anderen Stellen wie am BFI in Wien oder bei uns am BILL. Leider kommen sie dann am Ende manchmal nicht zustande. Da steckt sicher die relative Jobunsicherheit dahinter. Die Menschen fragen sich: Wie lang werde ich wohl bei der Einrichtung arbeiten können? Dies hängt unter anderem mit unterschiedlichen Beschäftigungsverhältnissen zusammen.
Für Kurse im Rahmen von Level Up braucht man allerdings diese Ausbildung. Dafür werden immer wieder Trainer:innen gesucht.
Wer kann überhaupt Basisbildner:in werden? Was sind die Voraussetzungen für die Ausbildung?
Beim Bewerbungsverfahren für die Ausbildung muss man ein Motivationsschreiben abgeben und ein Aufnahmegespräch machen. Man muss einen höheren Schulabschluss haben, ein Studium ist nicht Voraussetzung, aber ein sicherer Umgang mit der deutschen Sprache. Die persönliche Eignung steht im Vordergrund. Die Ausbildung am bifeb wird gefördert; die Kosten liegen bei knapp 600 Euro. Dauer der Ausbildung ist ein Jahr.
„Meine Arbeit ist meine Leidenschaft“
Eine persönliche Zusatzfrage zum Thema Arbeit: Sie könnten ja schon in Pension sein, arbeiten aber noch weiter. Was bedeutet Arbeit in der spätberuflichen Zeit für Sie?
Ja, ich habe schon das Pensionsalter erreicht. Aber da ich selbstständig arbeite, hat mir niemand gesagt, ich solle in Pension gehen. Wenn es meine körperliche und geistige Verfassung zulassen, ist Arbeiten schön für mich, da ich darin einen Sinn sehe.
Meine Arbeit war auch immer meine Leidenschaft. Es wäre ein großer Verlust, wenn ich diese nicht mehr in meinem Leben hätte. Ich werde es hoffentlich merken, wenn es Zeit ist aufzuhören. Aber es gibt noch viel zu lernen: Die Künstliche Intelligenz ist zum Beispiel so ein neues Thema. Solange ich das Gefühl habe, es passt für mich, arbeite ich weiter!

Dieser Text ist unter CC BY 4.0 International lizenziert.

Autorin
Daniela Bayer-Schrott
Redakteurin und PR-Fachfrau. Mag Vielfalt, Lernen und lacht gerne. Beruflich und privat sind ihr Weiterentwicklung und Offenheit für Neues wichtig. In ihrer Freizeit ist sie viel in Stadt und Land Salzburg unterwegs und liebt die bunte Mischung von Natur und Kultur.
Basisbildung
In der Basisbildung werden Grundkompetenzen neu gelernt, aufgefrischt, gefestigt oder erweitert, da Studien zu Folge 1,7 Millionen Personen in Österreich unter anderem nur schlecht oder gar nicht lesen können. Die Alphabetisierung meint demnach die Verbesserung der Lese- und Schreibfertigkeiten. Basisbildung umfasst aber mehrere Bereiche und wird folgend unterteilt:
- Lesen
- Schreiben
- Rechnen
- Computer und Internet (digitale Medien)
Hierbei wird in Kleingruppen sehr individuell auf die Bedürfnisse der Teilnehmenden eingegangen.
Voraussetzungen:
- Mindestalter 16 Jahre
- Teilweise wird ein gewisses Deutschniveau vorausgesetzt
Angebote:
- Im Bundesland Salzburg bietet das Basisbildungszentrum abc-Salzburg https://www.abc-salzburg.at/ , das BFI https://www.bfi-sbg.at/bildungsprojekte/projekte_europaeische_union/basisbildung , VIELE GmbH https://www.viele.at/bildung die VHS https://www.volkshochschule.at/zweiter-bildungsweg/basisbildung , die Einstieg GmbH https://einstieg.or.at/projektkategorien/jobstart-basis/ und Minerva https://www.sos-kinderdorf.at/so-hilft-sos/wo-wir-helfen/europa/oesterreich/salzburg/minerva Kurse in unterschiedlicher Dauer an.
- Für Kurse in ganz Österreich gibt es hier die Kontakte und weitere Infos: https://www.alphabetisierung.at/
Kosten:
Alle Kurse in der Basisbildung sind kostenlos!
Weitere Informationen auch hier: https://erwachsenenbildung.at/bildungsinfo/zweiter_bildungsweg/basisbildung.php
Level Up - Erwachsenenbildung
ist eine Kooperation des Bundes und der Bundesländer gemäß Art. 15a B-VG. Der Bund wird durch das Bundesministeriums für Frauen, Wissenschaft und Forschung (BMFWF) vertreten. Die Länder-Bund-Initiative startete 2012 unter dem Namen "Initiative Erwachsenenbildung" (IEB). Ihr Ziel ist es, in Österreich lebenden Jugendlichen und Erwachsenen auch nach Beendigung der schulischen Ausbildungsphase den Erwerb grundlegender Kompetenzen und Bildungsabschlüsse unentgeltlich zu ermöglichen: Level Up: Level Up - Erwachsenenbildung
Die Basisbildungskurse in Level Up können ab 15 Jahren besucht werden.
ALFATELEFON
Das österreichweite Alfatelefon bietet kostenfreie telefonische Beratung zu Kursangeboten zum Thema Basisbildung in Österreich:
0800 244 800
Beratungszeiten: Montag bis Donnerstag von 9:00 bis 16:00, Freitag von 9:00 bis 14:00
Diese Infos wurden von BiBer Bildungsberatung erstellt und von Bildungsberatung Kärnten ergänzt.
Förderungen
Für kostenpflichtige Weiterbildungen können je nach Bundesland und individuellen Voraussetzungen unterschiedliche Förderungen in Anspruch genommen werden.
Hilfreiche Links (Bundesländer):
- Salzburger Bildungsscheck
- Bildungsgutschein AK Wien
- Weiterbildungsförderung Wien-Waff
- Arbeitnehmer*innenförderung Kärnten
- Bildungskonto Oberösterreich
- Bildungsförderung NEU - Niederösterreich
- Bildungsscheck AK Steiermark
- Qualifikationszuschuss Burgenland
- Vorarlberger Bildungszuschuss
- Bildungsgeld Tirol
Hilfreiche Links (Österreichweit):
Zuletzt aktualisiert am: 05.06.2024 von BiBer Bildungsberatung
ALFATELEFON
Das ALFATELEFON Österreich bietet kostenfreie telefonische Beratung zu Kursangeboten zum Thema Basisbildung (Lesen, Schreiben, Rechnen, Umgang mit elektronischen Medien) in Österreich: Tel. 0800 244 800
Die Beratungszeiten sind Montag bis Donnerstag von 9-16 Uhr, Freitag von 9-14 Uhr.
Angeboten wird auch schnelle Hilfe bei Lese- oder Schreibaktivitäten.
Beratung über WhatsApp oder SIGNAL ist ebenfalls möglich – über folgende Nummer: 0699 13134506.
Beratung über E-Mail: office@alphabetisierung.at
Weitere Infos gibt es hier: Das Alfatelefon – Basisbildung und Alphabetisierung in Österreich
Nicht nur die Betroffenen selbst können sich melden, sondern auch Berater:innen, Freund:innen, Vermittler:innen oder Arbeitgeber:innen von Betroffenen.
Bildungsberatung in Österreich
Kärnten
Auf der Website der Bildungsberatung Kärnten gibt es alle Informationen zum Kärntner Beratungsangebot: bildungsberatung-kaernten.at
Steiermark
Für die Steirer und Steirerinnen gibt es hier alle Beratungstermine nach Bezirken sortiert auf einen Blick: bildungsberatung-stmk.at
Burgenland
Die Bildungsinformation Burgenland hilft Ihnen bei allen Fragen zur Aus- und Weiterbildung.
Niederösterreich
Deine Bildungsberatung – auch auf Russisch, Ukrainisch, Polnisch, Englisch, Arabisch … - findest du auf der Website: www.bildungsberatung-noe.at
Wien
Die Bildungsberatung in Wien bietet kostenfreie Information und Beratung zu Bildung und Beruf, auch auf Türkisch, Bosnisch, Serbisch, Kroatisch... Beratung gibt‘s per Telefon und online via Mail, Chat und Video. Das Beratungstelefon ist unter der Gratis-Tel.: 0800 20 79 59 von Mo-Fr zwischen 9-13 Uhr erreichbar. Auf der Website bildungsberatung-wien.at kannst du ganz einfach Beratungstermine buchen.
Oberösterreich
Telefonisch für Fragen rund um deine Aus- und Weiterbildungen, Förderungen, … erreichbar unter 050/6906-1601, von Montag bis Donnerstag 7:30 bis 16:00 Uhr und am Freitag von 7:30 bis 13:30 Uhr. Wenn du einen Termin für eine Video-Bildungsberatung vereinbaren willst, melde dich unter bildungsinfo@akooe.at. Neben der Online-Bildungsberatung findest du das bunte Beratungsangebot in OÖ auch auf https://www.bildungsberatung-ooe.at.
Salzburg
In Salzburg genügt ein Anruf bei der BILDUNGSLINE unter 0800 208 400! Du bekommst telefonische Informationen, wie beispielsweise über den Salzburger Bildungsscheck und Termine für persönliche Beratungen. Das Team der BILDUNGSLINE ist MO – FR von 08.00 – 12.00 oder unter frage@bildungsberatung-salzburg.at kostenfrei für dich zur Stelle. Mehr Infos findest du hier: www.bildungsberatung-salzburg.at. Oder du buchst deinen Termin für eine kostenlose Bildungsberatung ganz einfach unter https://termine.bildungsberatung-salzburg.at
Tirol
Ein Klick auf die Website www.bildungsberatung-tirol.at und du kannst dir deine Beratungsmöglichkeiten auf deine Frage und deinen Bezirk genau zugeschnitten anzeigen lassen. Weitere Informationen rund um Bildung und Beruf bekommst du von der Bildungsinfo Tirol!
Vorarlberg
Alles, was dein Bildungsherz begehrt, findest du auf den ersten Blick unter www.bildungsberatung-vorarlberg.at Einfach und übersichtlich kommst du so zu deiner Bildungsberatung.
Für alle Bundesländer gibt es aber auch noch die online Bildunsberatung:
https://www.google.com/search?client=firefox-b-d&q=bildungsberatung+online.at
aktualisiert: Juni 2024
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0800 208 400 - frage@bildungsberatung-salzburg.at
- www.bildungsberatung-salzburg.at