"Du kannst was!" – weltweit?

Wie entstehen Projekte dieser Art und gibt es jemanden, der den Prüfer prüft?

Wir haben einen besonderen Einblick in die Entwicklung von neuen Anerkennungsverfahren bekommen.

Von Franz Fuchs-Weikl |
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Februar 2017 in Dijon: Ein Einwanderer aus Nordafrika, Hilfsarbeiter, nur die Pflichtschule abgeschlossen, arbeitslos. Niedrigqualifiziert, bildungsfern, chancenlos? Von wegen: Seine Augen glänzen vor Stolz. Berufserfahrung zu schätzen und diese auch für formale Qualifikationen (beispielsweise als Hilfskraft den Lehrabschluss nachholen) anzuerkennen ist ein wichtiger Meilenstein für das Lebensbegleitende Lernen und in Österreich noch relativ neu. Andere Länder wie Frankreich und die Niederlande verfügen hier über viel mehr Erfahrung, die wir uns zu Nutze machen können.

Franz Fuchs-Weikl, Referent für Bildung, Jugend und Kultur in der AK Salzburg, erzählt uns, was bei einem länderübergreifenden Austausch (sog. Peer Review) von Expert_innen zur Anerkennung von Kompetenzen vor sich geht. Ein seltener Blick hinter die Kulissen wird uns gewährt. Die Rede ist von einem Interview mit einem Kandidaten der französischen Variante der Kompetenzanerkennung, das ich gemeinsam mit einer Berufskollegin aus den Niederlanden im Zuge einer Peer Review heuer im Februar geführt wurde.

Worum geht es?

Die Verbindung aus Peer Review und Kompetenzanerkennung ist Inhalt des ERASMUS+ Projekts. Im Rahmen dessen überprüfen 10 Einrichtungen aus 7 Ländern wechselseitig ihre Vorgehensweisen und Projekte, tauschen Know-how und helfen sich somit gegenseitig in der Qualitätsentwicklung und Innovation.

Das Eingangsbeispiel beschreibt, worum es bei der Anerkennung von Kompetenzen geht. Menschen lernen das Meiste im täglichen Leben und im Beruf. Der Kandidat aus Frankreich hat jahrelang als Hilfsarbeiter im Baugewerbe gearbeitet und sich dabei viele Kompetenzen angeeignet. Das einzige, was ihm noch fehlte, war ein entsprechender formaler Abschluss. Die Grundidee besteht darin, Kompetenzen sichtbar zu machen, mit einem Standard / formalen Bildungsabschluss zu vergleichen und anzuerkennen.

Zitat

Im Zuge der Peer Reviews habe ich einen Einblick in die Techniken von Frankreich und den Niederlanden erhalten. Die Schritte zur Kompetenzfeststellung in diesen Ländern sind mit dem österreichischen Projekt „Du kannst was!“ vergleichbar.

Von Frankreich und den Niederlanden lernen.

Frankreich und die Niederlande sind insofern weiter als wir in Österreich, da sehr viele Berufs- und Bildungsabschlüsse über den Weg der Anerkennung zugänglich sind. In Frankreich sind mehr als 10.000 Qualifikationen (inkl. universitärer Abschlüsse!) zugänglich. Auch in den Niederlanden können Arbeitsmarktqualifikationen und Bildungsabschlüsse auf diesem neuen Weg erreicht werden.

Warum braucht es eine ähnliche Strategie in Österreich?

In Österreich gibt es derzeit noch kein übergreifendes System der Anerkennung. Einzelne gesetzliche Regelungen und Wege stehen nebeneinander. Unsere Bildungswege werden flexibler und das Lernen ist ein Leben lang wichtig.

Menschen mit geringer (formaler) Qualifikation kommen am Arbeitsmarkt immer mehr unter Druck. Wir sind mit Zuzug aus aller Welt konfrontiert und die Demografie bringt eine Alterung der Gesellschaft mit sich. Gerade im Erwachsenenalter ist es sehr schwierig, eine komplett neue Ausbildung zu beginnen. Durch Familie und Beruf sind die Zeitbudgets meistens viel knapper als in der Jugend.

Es braucht daher eine erwachsenengerechte "zweite Chance", die auf Vorwissen und erworbenen Kompetenzen aufbaut.

CC BY

Dieser Text ist unter CC BY 4.0 International lizenziert.

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von Franz Fuchs-Weikl
Franz Fuchs-Weikl

Autor

Franz Fuchs-Weikl

Franz Fuchs-Weikl ist Stellvertretender Geschäftsführer am bfi. Er hat viel Freude am Thema Bildung und vertritt die Überzeugung, dass ein gerechter Zugang zur Bildung Menschen neue Chancen eröffnet.

InfoboxProjekt: "Du kannst was!"

Inhalt anzeigen

„Du kannst was!“ hilft dir, dank des raschen und unkomplizierten Verfahrens zum Lehrabschluss zu kommen. Nutze deine Fähigkeiten und hol dir deinen Berufsabschluss!

Voraussetzungen:

Wenn du ...

  • schon lange in einem Beruf arbeitest, aber keine Ausbildung gemacht oder diese abgebrochen hast,
  • viel Erfahrung in einem Beruf, aber keinen Abschluss hast,
  • deinen Berufsabschluss im Ausland gemacht haben und dieser in Österreich nicht anerkannt wird,
  • mindestens 22 Jahre alt bist,
  • deine Chancen im Berufsleben verbessern willst

und deine Berufserfahrung in einem dieser Berufe hast: (Berufsliste für Salzburg)

  • Betriebslogistiker:in
  • Bürokaufmann/-frau
  • Einzelhandelskaufmann/-frau
  • Großhandelskaufmann/-frau
  • Industriekaufmann/-frau
  • Metalltechniker:in
  • Koch/Köchin
  • Restaurantfachmann/-frau
  • Berufskraftfahrer:in
  • Speditionskaufmann/-frau

Wenn dein Beruf hier nicht vertreten ist, du jedoch auch gerne an "Du kannst was!" teilnehmen möchtest, frag einfach nach, bei genügend Teilnehmer:innen ist eine Ausweitung der Berufe möglich!

Schreib ein Mail an: dukannstwas@ak-salzburg.at oder ruf an: 0662 88 30 81-555

Hilfreiche Links:

"Du kannst was!" ist eine Projektpartnerschaft der AK-Salzburg, AMS-Salzburg, BFI, Europäischer Sozialfonds, Land Salzburg, OEGB, TAZ Mitterberghütten, WIFI & Wirtschaftskammer.


Gibt es "Du kannst was!" auch außerhalb von Salzburg?

In einigen Bundesländern wird "Du kannst was!" noch angeboten, teilweise auch unter einem anderen Namen:

Zuletzt aktualisiert im August 2025 von BiBer Bildungsberatung

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Österreich hat selbst keine reine Fernuniversität!
Es besteht seit Jahren eine Zusammenarbeit mit der deutschen FernUniversität Hagen. Sie kooperiert mit der Johannes Kepler Universität in Linz (Fernstudien.at), welche auch Partnerzentren in ganz Österreich betreibt.
Zusätzlich haben auch andere Universitäten und Fachhochschulen in Österreich Fernstudien-Angebote.
Dazu verweisen wir gerne auf die Fernstudien-Datenbank.

Allgemeines zum Fernstudium:
Der Lernort ist meist zu Hause und das Studium wird großteils selbst eingeteilt, was natürlich ein hohes Maß an Disziplin und Durchhaltevermögen verlangt. Dennoch wird man meist gut von den Vortragenden/Professor:innen unterstützt.
Lernunterlagen werden regelmäßig elektronisch (E-Mail, Online-Plattform, Online-Campus,...) oder auch noch per Post zugesandt, und einzelne Module werden dann regelmäßig mit Prüfungen abgeschlossen.
Je nach Hochschule können so tatsächlich komplette Online-Studien angeboten werden - hier kann ein Einstieg ins Studium gegebenenfalls jederzeit erfolgen. Aber auch eine Mischung aus kurzen Präsenzzeiten (meist zu Beginn eines Semester) und anschließend reinen Online-Lernmöglichkeiten ist denkbar - Blended Learning. Hier ist ein Einstieg ins Studium dann meist auch nur im Winter- bzw. Sommersemester denkbar.

Virtueller Seminarraum:
hier werden Lernunterlagen zum jeweiligen Lehrveranstaltung zur Verfügung gestellt und es kann meist via Videovorlesung am Unterricht teilgenommen werden.

Webinare:
sind meist Live-Seminare, die über ein Videokonferenztool besucht werden müssen und wo man auch aktiv mit Video und Chatfunktion einbringen kann.

Klausur, Hausarbeit und mündliche Prüfungen:
damit schließt man in der Regel eine Lehrveranstaltung bzw. ein Modul ab - meist auch online. In manchen Fällen muss man dazu noch direkt zur Ferununiversität oder zu einem Studienzentrum fahren, wo die Prüfung dann persönlich oder schriftlich abgenommen wird.

Praktika:
hier können auch bei Fernstudiengängen Zeiten eines einschlägigen Praktikums nachzuweisen sein, um das Studium abschließen zu können. Meist kann hier auch eine aktuelle (einschlägige) berufliche Tätigkeit angerechnet werden.

Abschlussarbeiten:
dies stellt wie in jedem anderen Studium den schriftlichen Abschluss dar, wo überprüft wird, dass man theoretische Inhalte auch angewendet werden können. Oft auch Diplom-, Bachelor-, Masterarbeit oder -thesis genannt.

Anerkennung:
Am Arbeitsmarkt sind berufsbegleitende Ausbildungen immer gefragt, weil sie u. A. von Disziplin und guter Selbstorganisation zeugen.
Jedoch ist es wichtig, gerade bei Studien außerhalb Österreichs auf die Anerkennung der Studienrichtung zu achten bzw. sich zu vergewissern, dann beispielsweise für einen Bachelorstudiengang auch 180 ECTS-Punkte (European Credit Transfer System) und für einen Masterstudiengang 120 ECTS-Punkte ausgewiesen werden.

Förderungen:
Sollte ein Anspruch auf Studienbeihilfe in Österreich bestehen  - Antrag bei der Stipendienstelle www.stipendium.at – so kann dieses grundsätzlich auch als sogenanntes "Mobilitätsstipendium" in einem Land des Europäischen Wirtschaftsraumes (EWR) oder in der Schweiz angesucht werden.
Speziell für Fernuniversitäten, die nicht in Österreich sind, jedoch mit einer österr. postsekundären Bildungseinrichtung kooperieren, kann eine Studienunterstützung beantragt werden.
Weitere Fördermöglichkeiten für Studien im Ausland können unter grants.at abgefragt werden.
Um auch wirklich das passende Studium und die dazugehörige Förderung zu finden, kann ein Termin in der Bildungsberatung sicher nicht schaden. Unsere Berater:innen helfen dir dabei, einen Überblick zu bekommen um gut in das Studienleben einzusteigen!

Die Informationen wurden von BiBer recherchiert und sind auch auf deren Webseite zu finden:  https://www.biber-salzburg.at/information/studium/fernstudium

Zuletzt aktualisiert: August 2025 von BiBer Bildungsberatung