Ich weiß, dass ich nichts weiß

Diese Erkenntnis wird deinen Arbeitsalltag bereichern.

Für deinen beruflicher Ein- oder Wiedereinstieg musst du nicht alles wissen. Wir empfehlen dir aber, unsere Tipps zum (Wieder-)Einstieg zu lesen.

Von Carmen Bayer |
2017 09 26 ich weiss iStock

Ende der 90iger veröffentlichten zwei Psychologen eine besondere Studie: „Unskilled and Unaware of it“  (Link zur Studie). Das bedeutet so viel wie: Die Neigung, das eigene Können zu überschätzen und die Kompetenz Anderer zu unterschätzen.

Das Ergebnis zählt zu den Wahrheiten, die eigentlich niemand gerne hören möchte. Die beiden amerikanischen Psychologen, Dunning und Kruger, stellen nämlich einen direkten Zusammenhang zwischen „Unwissend sein“ und Selbstüberschätzung her. Soll heißen:  

Beginnt Max ein neues Hobby, Tennis zum Beispiel, fühlt er sich anfangs relativ schnell als sehr talentiert. Erst nach einigen Spielen, also nach viel Übung, erkennt er, dass das eigene Talent wohl etwas verfrüht hochgelobt wurde.

Die Fähigkeiten, die man braucht, um eine richtige Lösung zu finden, sind ja genau jene Fähigkeiten, die benötigt werden, um eine Lösung als richtig zu erkennen.

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Die gute Nachricht: Wie auch beim Tennis liegt in der Übung beziehungsweise in Bildung oder Praxis der Schlüssel zum Erfolg.

Betrachten wir dieses Dilemma mal aus einem philosophischen Blickwinkel. Bereits Sokrates schien seine Zweifel gehabt zu haben, nachdem das Orakel von Delphi entschied, dass niemand  weiser sei als er. Daraufhin begann dieser mit einer Umfrage quer durch alle Bevölkerungsschichten, um herauszufinden, ob tatsächlich niemand klüger sei.

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Dadurch erkannte Sokrates, dass diejenigen, welche sich als besonders weise präsentierten, in Wahrheit nicht viel Kluges zu sagen hatten.

Ein über alles erhabenes Wissen gibt es wohl nicht  und auch Sokrates erkannte, dass er selbst im Grunde unwissend war. Daraus ergab sich seine Schlussfolgerung: „Ich weiß, dass ich nichts weiß.“

Warum erzähle ich euch das?

Weil sich die Erkenntnis, nicht alles wissen zu können, im Berufsleben wiederfindet. Ganz besonders im Alltag  von Berufseinsteinsteiger_innen wie auch von Wiedereinsteiger_innen.
Ich, als Bildungsbuch Neuzugang der jüngsten Stunde, weiß wovon ich schreibe, wenn anfänglicher Größenwahn auf die mit schneeüberzuckerte Realität trifft.

Tut erst mal weh.

Von Euphorie und Selbstzweifel im Arbeitsalltag …

Selbstverständlich sind euphorische Hochgefühle, zu welchen eben auch diese leichte Selbstüberschätzung zählt, anfangs eine Begleiterscheinung des neuen Arbeitsplatzes. Wie denn auch nicht? Immerhin haben sich die unzähligen Bewerbungen, das imaginierte Vorstellungsgespräch vor dem Spiegel, wie auch die Zweifel nach Absagen gelohnt. Endlich ist dieses Kapitel vorbei und man hat das Recht auf Jubel und Euphorie. Aber wie lange?

Leider, oder zum Glück, geht auch diese Phase zu Ende. Erste Zweifel beginnen sich dort breit zu machen, wo anfangs Hochstimmung herrscht: "Mache ich meine Arbeit gut genug? Frage ich meine Kollegen_innen zu oft um Rat? Hoppala, da habe ich ja schon wieder etwas übersehen!"  …

In Wahrheit beginnt dein Arbeitsleben erst nach diesem Moment so richtig. Auch wenn das eigene Ego kurz schlucken muss, so gehört es zum Entwicklungsprozess dazu, dir deine Unvollkommenheit eingestehen zu können. Während du in besagter Hochstimmung deine Fehler nicht sehen kannst, können die Zweifel, die sich nach und nach einschleichen, hilfreich sein. Es ist in Ordnung, nicht alles zu wissen! Glaub mir bitte, Kolleg_innen wie auch Vorgesetzte erwarten nicht, dass jeder Handgriff von Beginn an perfekt sitzt.

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Es geht darum, dich mit dem Wissen, dass du manches erst lernen wirst, anzufreunden.

Was nun? Was tun?

  • Offene Fehlerkultur: Nicht verzweifeln oder dich wegen eines Fehlers schämen. Denn, auch wenn es farblos klingen mag, aus Fehlern lernst du. Verzeih dir dein Hoppala, nimm es dir nicht zu sehr zu Herzen und lerne daraus.
  • Fragen! Frag Kolleg_innen um Rat, wenn du dir unsicher bist. Bitte Vorgesetze wie auch Kolleg_innen um Feedback. Sind alle zufrieden? Bravo! Haben sie Anmerkungen? Super! Eine Möglichkeit dich weiterzuentwickeln.
  • Weiterbildungen – Bringen dir neue Kenntnisse und darüber hinaus lernst du Leute aus deiner Branche kennen. "Win – Win", würde ich sagen.
  • Gelassenheit. Denk daran, du hast die Stelle bekommen und das hat seine Gründe. Jetzt mach das Beste daraus!

Abschließend, nicht vergessen, wir haben alle individuelle Talente und Fähigkeiten. Diese sollten wir nicht aus Schüchternheit oder Unsicherheit verbergen, sondern ganz selbstverständlich in die Arbeit einfließen lassen. Denn das ist es, was uns auszeichnet und unsere Arbeit einzigartig werden lässt.

CC BY

Dieser Text ist unter CC BY 4.0 International lizenziert.

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von Carmen Bayer
Carmen Bayer

Autorin

Carmen Bayer

Carmen Bayer, Sprecherin der Salzburger Armutskonferenz, wundert sich oft über gesellschaftliche Entwicklungen und schreibt darüber. Nebenher studiert sie Politikwissenschaften und verbringt ihre freie Zeit bevorzugt mit Büchern, Musik und sehr gerne auch mit gutem Essen. Sprachlos ist sie eher selten.

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Österreich hat selbst keine reine Fernuniversität!
Es besteht seit Jahren eine Zusammenarbeit mit der deutschen FernUniversität Hagen. Sie kooperiert mit der Johannes Kepler Universität in Linz (Fernstudien.at), welche auch Partnerzentren in ganz Österreich betreibt.
Zusätzlich haben auch andere Universitäten und Fachhochschulen in Österreich Fernstudien-Angebote.
Dazu verweisen wir gerne auf die Fernstudien-Datenbank.

Allgemeines zum Fernstudium:
Der Lernort ist meist zu Hause und das Studium wird großteils selbst eingeteilt, was natürlich ein hohes Maß an Disziplin und Durchhaltevermögen verlangt. Dennoch wird man meist gut von den Vortragenden/Professor:innen unterstützt.
Lernunterlagen werden regelmäßig elektronisch (E-Mail, Online-Plattform, Online-Campus,...) oder auch noch per Post zugesandt, und einzelne Module werden dann regelmäßig mit Prüfungen abgeschlossen.
Je nach Hochschule können so tatsächlich komplette Online-Studien angeboten werden - hier kann ein Einstieg ins Studium gegebenenfalls jederzeit erfolgen. Aber auch eine Mischung aus kurzen Präsenzzeiten (meist zu Beginn eines Semester) und anschließend reinen Online-Lernmöglichkeiten ist denkbar - Blended Learning. Hier ist ein Einstieg ins Studium dann meist auch nur im Winter- bzw. Sommersemester denkbar.

Virtueller Seminarraum:
hier werden Lernunterlagen zum jeweiligen Lehrveranstaltung zur Verfügung gestellt und es kann meist via Videovorlesung am Unterricht teilgenommen werden.

Webinare:
sind meist Live-Seminare, die über ein Videokonferenztool besucht werden müssen und wo man auch aktiv mit Video und Chatfunktion einbringen kann.

Klausur, Hausarbeit und mündliche Prüfungen:
damit schließt man in der Regel eine Lehrveranstaltung bzw. ein Modul ab - meist auch online. In manchen Fällen muss man dazu noch direkt zur Ferununiversität oder zu einem Studienzentrum fahren, wo die Prüfung dann persönlich oder schriftlich abgenommen wird.

Praktika:
hier können auch bei Fernstudiengängen Zeiten eines einschlägigen Praktikums nachzuweisen sein, um das Studium abschließen zu können. Meist kann hier auch eine aktuelle (einschlägige) berufliche Tätigkeit angerechnet werden.

Abschlussarbeiten:
dies stellt wie in jedem anderen Studium den schriftlichen Abschluss dar, wo überprüft wird, dass man theoretische Inhalte auch angewendet werden können. Oft auch Diplom-, Bachelor-, Masterarbeit oder -thesis genannt.

Anerkennung:
Am Arbeitsmarkt sind berufsbegleitende Ausbildungen immer gefragt, weil sie u. A. von Disziplin und guter Selbstorganisation zeugen.
Jedoch ist es wichtig, gerade bei Studien außerhalb Österreichs auf die Anerkennung der Studienrichtung zu achten bzw. sich zu vergewissern, dann beispielsweise für einen Bachelorstudiengang auch 180 ECTS-Punkte (European Credit Transfer System) und für einen Masterstudiengang 120 ECTS-Punkte ausgewiesen werden.

Förderungen:
Sollte ein Anspruch auf Studienbeihilfe in Österreich bestehen  - Antrag bei der Stipendienstelle www.stipendium.at – so kann dieses grundsätzlich auch als sogenanntes "Mobilitätsstipendium" in einem Land des Europäischen Wirtschaftsraumes (EWR) oder in der Schweiz angesucht werden.
Speziell für Fernuniversitäten, die nicht in Österreich sind, jedoch mit einer österr. postsekundären Bildungseinrichtung kooperieren, kann eine Studienunterstützung beantragt werden.
Weitere Fördermöglichkeiten für Studien im Ausland können unter grants.at abgefragt werden.
Um auch wirklich das passende Studium und die dazugehörige Förderung zu finden, kann ein Termin in der Bildungsberatung sicher nicht schaden. Unsere Berater:innen helfen dir dabei, einen Überblick zu bekommen um gut in das Studienleben einzusteigen!

Die Informationen wurden von BiBer recherchiert und sind auch auf deren Webseite zu finden:  https://www.biber-salzburg.at/information/studium/fernstudium

Zuletzt aktualisiert: August 2025 von BiBer Bildungsberatung