Chance - Zufall

Wenn dir dein Beruf in den Schoß fällt

Du suchst einen neuen Beruf, willst deine_n Arbeitgeber_in oder überhaupt den Beruf wechseln, oder du bist schon auf Arbeitsuche? Dann gib dem Zufall eine Chance!

Von Wolfgang Bliem |
2017 09 05 Chance tommaso79
Zitat

Es ist inzwischen 12 Jahre her. Ich war in einer Steuerberatungskanzlei in "Teilzeit-Karenz". Die Arbeit war spannend aber ich wusste, diesen Job will ich nicht ewig machen. Mein Plan: Ich nutze die Phase der Karenz für eine Neuorientierung. Mein Problem: Ich hatte keine Idee, was ich eigentlich machen wollte. Was dann passierte, hat mein Berufsleben völlig verändert und war … Zufall!

Telefonate

Mai 2004: Meine Frau Claudia telefonierte mit einer Freundin, die erzählte, dass sie ihren Job wechseln werde. Beiläufig erwähnte Claudia, dass auch ich mich neu orientieren möchte. Die Freundin stellte darauf hin fest, dass das ibw (das Institut, an dem sie arbeitet) einen Ersatz für sie suche. Ich kannte das ibw damals schon, hatte aber wenig Vorstellung davon, was dort konkret gemacht wurde. Ich wusste nur, dass sie irgendwie mit Bildung, Berufsinformation usw. zu tun hatten. Das genügte für den nächsten Schritt. Ein Freund aus der Studienzeit war dort beschäftigt. Ich griff zum Telefon, erzählte ihm, ich hätte gehört, dass sie jemanden suchen. Noch am selben Tag kam ich zum Bewerbungsgespräch und unterzeichnete am nächsten Tag meinen Dienstvertrag. Drei Monate später trat ich die neue Stelle an und habe es seither nicht bereut.

Zufall?

Ein Telefonat zwischen zwei Freundinnen hat mein Berufsleben verändert. Dieses Telefonat stand in keiner Verbindung zu mir, meinem Wunsch den Job zu wechseln oder gar einer konkreten Jobsuche. Eine Woche früher, und das Thema wäre vielleicht nicht zur Sprache gekommen, einen Tag später und der Job wäre vergeben gewesen – soweit der Zufall! Der Zufall endete, als Claudias Freundin erzählte, dass sie ihren Job wechseln werde.

Eine Gelegenheit ergibt sich. Ein Plan entsteht. Natürlich hat der persönliche Kontakt geholfen. Natürlich brachte ich die erforderliche Qualifikation mit und konnte im Vorstellungsgespräch überzeugen. Natürlich war das Timing perfekt. Zufällig perfekt.

Und was hat das mit dir zu tun?

Es ist schon klar: Dich darauf zu verlassen, dass du zufällig einen Job findest, der auch noch richtig gut zu dir passt und dir gefällt, ist vielleicht nicht die allerbeste Strategie. Und trotzdem passieren solche Zufälle, und zwar täglich. Warum sollten sie also nicht auch dir passieren? Du musst den Zufall ja nicht dem Zufall überlassen. Oder anders gesagt: Gib dem Zufall eine Chance und hilf ein bisschen nach.

Du kannst den Zufall selbst bestimmen!

 Hier einige Tipps, wie du dem Zufall ein bisschen unter die Arme greifen kannst:

  • Kenne dich selbst: Was kann ich gut? Was mache ich gerne? Wofür interessiere ich mich besonders? Wie bin ich eigentlich? – Je besser du dich selbst kennst, desto leichter kannst du Gelegenheiten beim Schopf packen, die zu dir, deinen Interessen und Fähigkeiten passen.
  • Halte Augen und Ohren offen: Im Alltag begegnen uns ständig Gelegenheiten, die wir kaum wahrnehmen. Menschen, die über interessante Jobs erzählen, Aushänge oder Postings, dass Mitarbeiter_innen gesucht werden, Berichte in Medien, dass irgendwo ein Unternehmen einen neuen Standort aufbaut.
  • Sprich mit den Menschen rund um dich über ihre Tätigkeiten und Erfahrungen. Frage nach, wenn du mehr Details wissen willst. Mache dir Notizen, wenn du unterwegs oder in Medien etwas Interessantes aufschnappst, damit du später genauere Infos recherchieren kannst.
  • Verlasse deine Komfortzone: Ich mache auch am liebsten das, was ich schon gut kann. Ich fahre gerne dorthin auf Urlaub, wo es beim letzten Mal schön war. Übernehme Aufgaben, bei denen ich mich sicher fühle. Neue Chancen und Gelegenheiten ergaben sich aber immer dann, wenn ich diese Komfortzone ein verlassen habe. Manchmal ist das anstrengend, manchmal braucht es Zeit, oft musste ich dazu etwas Neues lernen. Es hat sich aber noch jedes Mal ausgezahlt.
    Probiere es aus, in der Arbeit oder in der Freizeit. Melde dich auch einmal für Aufgaben, bei denen du bisher eher den Kopf eingezogen hast. Übernimm Tätigkeiten, engagiere dich in Projekten, bei denen du glaubst, dass du etwas Neues lernen und ausprobieren kannst.
  • Lass dich inspirieren. Hier im Bildungsbuch findest du immer wieder Beispiele für ungewöhnliche Lebensläufe, für Menschen die Chancen beim Schopf gepackt haben. Vielleicht gibt dir das den nötigen Kick, um es auch zu versuchen. Beobachte andere Menschen, höre ihnen zu, sei neugierig und stelle Fragen zu dem was sie tun und wie sie dorthin gekommen sind.

Alles klar? Dann pack es an und gib dem Zufall eine Chance!

Dieser Text ist zuerst in den Salzburger Nachrichten erschienen. Wir freuen uns, ihn auch hier veröffentlichen zu können.

CC BY

Dieser Text ist unter CC BY 4.0 International lizenziert.

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von Wolfgang Bliem
Wolfgang Bliem

Autor

Wolfgang Bliem

Wolfgang Bliem ist mit Haut und Haar der Berufsinformation verfallen. Am ibw - Institut für Bildungsforschung der Wirtschaft betreut er unter anderem die Berufsinfo-Plattform BIC.at, sein wichtigstes Projekt. Sein bislang coolstes Projekt ist aber das Brettspiel „Abenteuer Berufswahl“. Eine besondere Herausforderung in seiner Arbeit ist derzeit (und wohl noch lange) das Thema „Zukunft der Berufs- und Arbeitswelt“.

InfoboxGib dem Zufall eine Chance...

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Hier findest du hilfreiche Links um dich inspirieren zu lassen und neue Möglichkeiten zu entdecken:

Auf bic.at dem Online-Berufsinfotool der Wirtschaftskammern findest du im Menü "Berufswahl" viele Anregungen und Arbeitsblätter, die dir helfen über diese Fragen nachzudenken und deine Gedanken und Ideen zu sammeln und zusammenzufassen.

    Link: www.bic.at

Vielleicht hilft es dir auch, deine Überlegungen mit einem/einer Bildungs- und Berufsberater_in zu besprechen:

Auf whatchado – dem Onlinehandbuch der Lebensläufe – findest du auch viele spannende Stories von Menschen, die dir vielleicht ein Beispiel geben können:

    Link: whatchado

Hier findet Ihr weitere Artikel zum Thema:
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Bildungsinfo aktuell

InfoboxVerkürzte Lehre für Maturant:innen

Inhalt anzeigen

Eine Lehre nach der Matura hat so manche Vorteile. Der wohl wichtigste ist die Verkürzung der Lehrzeit um ein Jahr. Wobei das nur bei Lehrausbildungen, die länger als zwei Jahre dauern, möglich ist. Zudem werden oft Fächer, die bereits mit der Reifen-und Diplomprüfung abgelegt wurden in der Berufsschule angerechnet und/oder sogar als Ersatz der gesamten Lehrzeit angesehen. 

Für ganz Österreich gilt: Die Verkürzung findet so statt, dass sich die jeweiligen Lehrjahre reduzieren:

  • Bei Verkürzung von dreijährigen Lehrberufen ist das pro Lehrjahr ein Drittel: Statt 12 Monaten dauert jedes Lehrjahr nur 8 Monate.
  • Bei vierjährigen Lehrberufen werden die ersten beiden Lehrjahre ebenfalls auf 8 Monate verkürzt, die letzten beiden auf 10 Monate (8-8-10-10 Monate). 
  • Bei 3,5-jährigen Lehrberufen bleibt das letzte Halbjahr unverändert (8-8-8-6 Monate).

Lehrlingseinkommen bei verkürzter Lehrzeit

Bei einer verkürzter Lehrzeit gibt es Sonderregelungen: Diese können sich aus dem jeweiligen Kollektivvertrag oder aus Vorgaben eines Fördermodells ergeben.

Als Grundregel bei verkürzter Lehrzeit gilt, dass sich das Lehrlingseinkommen an die Verkürzung der Lehrjahre anpasst:

  • Bei dreijährigen Lehrberufen gibt es daher für die ersten 8 Monate das Einkommen des 1. Lehrjahres, für die zweiten 8 Monate den Betrag für das zweite Lehrjahr und für die letzten 8 Monate gilt der Lohn des dritten Lehrjahres.
  • Oft wird bereits im ersten Lehrjahr das Einkommen für das zweite Lehrjahr bezahlt.
  • Für über-18-jährige Lehrlinge ist in manchen Kollektivverträgen ein erhöhtes Lehrlingseinkommen verpflichtend vorgesehen. Auch aus Förderrichtlinien kann sich ein höherer Betrag ergeben.

Weiterführende Links:

Berufsschule bei verkürzter Lehrzeit
Die Umsetzung der verkürzten Lehrzeit in der Berufsschule hängt vom jeweiligen Lehrberuf ab: In einigen Lehrberufen gibt es bereits eigene Klassen für Lehrlinge mit verkürzter Lehrzeit, die auf die abweichende Dauer der einzelnen Lehrjahre abgestimmt sind.

Dies ist derzeit in Wien in folgenden Berufen der Fall: Bürokaufmann/frau, Reisebüroassistent:in & Konditor:in.

In Lehrberufen, wo es keine eigenen Klassen gibt, muss die Abwicklung mit der jeweiligen Berufsschule besprochen werden. Im Regelfall können Maturant:innen eine Schulstufe der Berufsschule überspringen, sodass sich der Abschluss der Berufsschule in der verkürzten Lehrzeit ausgeht. Zusätzlich können Maturant:innen auf Antrag von einzelnen Fächern befreit werden, wenn sie bereits entsprechende Vorkenntnisse haben und diese nachweisen.

Welche Regelungen für Maturant:innen in welchen Lehrberufen genau gelten, ist je nach Bundesland etwas unterschiedlich. Zusätzlich gibt es in einigen Lehrberufen eigene Regelungen auf Kollektivvertragsbasis. Generell können die Konditionen zwischen Lehrherren/Lehrherrin und Lehrling künftig direkt vereinbart werden.

Hierbei gilt es zu beachten: Die Verkürzung ist nicht verpflichtend, es kann auch die normale Lehrzeit vereinbart werden.

TIPP: Ein Besuch bei der Bildungsberatung kann dir helfen, die genauen Voraussetzungen für dein Bundesland schnell und einfach zu finden.

Zuletzt aktualisiert am 3.7.2024 von BiBer Bildungsberatung