Pension: Aller Anfang ist schwer

Aber wer denkt schon beim lang ersehnten Ruhestand an einen Anfang?

Es ist ja kein Anfang, weil man weiß schon lange, was man tun will und vor allem, was nicht. Der Kopf ist voller Pläne, ausgetüftelt oft bis ins Detail.

Von Franz Grebacher |
Pension Blog Sarah Baier
Zitat

Ja, wenn ich dann in Pension bin, dann werde ich endlich Reisen machen, so oft und solange ich will! Und Lesen werd ich wie ein Bücherwurm. Und Wandern geh ich auch. Alles kann ich machen und nichts schränkt mich ein. Keine Termine, kein Chef, rein gar nichts!

Aber wie ist es möglich, dass sehr viele der angehenden Pensionist_innen, trotz aller Pläne, kaum dass sie die Tür zur Arbeitswelt hinter sich geschlossen haben, vor sich eine unbekannte Leere vorfinden, in der sie sich nicht zurechtfinden?

So eine Verwirrung hat einst Karl Valentin mit dem berühmten Sager: „Können hät i eh, aber wolln hab i mi net traut.“, – so treffend formuliert. In der Theorie kann jeder vieles, man will auch vieles und man traut sich auch vieles, wie gesagt in der Theorie.

Aber in der Praxis wartet hier für viele das berühmt-berüchtigte Pensionsloch. Obwohl man alle Möglichkeiten hätte, doch aus unbekannten Gründen nützt man erschreckend wenig.

Man vermisst unbewusst die Struktur des Arbeitslebens, das morgendliche pünktliche Aufstehen, den Eintritt in die Routine. Man hat das doch jahrzehntelang gemacht, man hat sich gefügt und so schlecht war es doch auch nicht, denkt man plötzlich. Aber so wie der gestrige Tag unwiederbringlich vorbei ist, so ist auch das Arbeitsleben „Schnee von gestern“.

Und was jetzt?

Wenn man sich’s recht überlegt, hat man doch für alles, was man im Leben gemacht hat, irgendeine Ausbildung gemacht. Keiner kann ein Auto reparieren ohne Ausbildung, keiner kann eine Semmel backen ohne Ausbildung, keiner kann einen Kredit vergeben ohne Ausbildung und keiner kann eine Diagnose stellen, ohne Ausbildung.

Ausbildung steht immer am Anfang einer jeden Tätigkeit, egal welcher. Und warum gibt es keine Ausbildung zum Pensionisten / zur Pensionistin?

„Bum, an das hab ich noch nie gedacht“ geht es vielen durch den Sinn.

Wenn sich vor 50 Jahren, so in den 70er Jahren des letzten Jahrhunderts, jemand nicht ausgekannt hat, aber mutig genug war, ist er zum Psychotherapeuten gegangen. Alle Leute in seiner Umgebung haben sich zwar gedacht, dorthin gehen ja nur Deppen und haben den Kopf geschüttelt. Aber der, der hingegangen ist, bekam Orientierung in sein verwirrtes Denken und konnte Dinge zukünftig besser einschätzen oder machen. Heut werde Leute, die zu Psychotherapeuten gehen nicht mehr als Deppen eingestuft. Die Gesellschaft hat erkannt, dass es in uns Gebiete gibt, „wo ein Bergführer“ hilfreich sein kann. Aber hier, wo wir vom Pensionsloch sprechen, sollten wir eher einen Höhlenforscher aufsuchen …

Es gibt ja heute an allen Ecken und Enden Coaches für alles und für jeden. Warum nicht einen aufsuchen?

Beratung für die Pension?

Ein Bekannter von mir hat es gemacht und hat Lösungen erarbeitet. Im letzten Jahr seiner aktiven Tätigkeit hat er sich dem Vorbeugen des Pensionslochs gewidmet. Er nahm Coaching Stunden mit dem Ergebnis, dass er gezielt jetzt in der Pension Dinge macht, die er sein Leben lang immer schon machen wollte, aber durch Beruf und Familie gehindert war.

Neben der Routine des Alltags implantierte er zwei Aktivitäten: Immer schon wollte er Italienisch lernen und immer wollte er seine Kenntnisse in Kunstgeschichte vertiefen.
Er ging nach Venedig in eine Sprachschule und lernt kontinuierlich via Internet - inzwischen mit einem Native Speaker wöchentlich.

Und mit der Kunstgeschichte macht er es ähnlich. Er liest über Künstler und deren Werke, deren Kampf um ihre Werke und nützt die Möglichkeiten in gute Ausstellungen zu gehen.

Der Bekannte kennt den Ausdruck „Pensionsloch“ nur vom Hörensagen und lächelt dabei verständnisvoll.

CC BY

Dieser Text ist unter CC BY 4.0 International lizenziert.

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von Franz Grebacher
Franz Grebacher

Autor

Franz Grebacher

Franz Grebacher, ehemaliger Apotheker in Lofer, hat immer versucht, die Balance zwischen Beruf und Leben zu halten und war damit auch weit­gehend erfolgreich. Bildende Kunst, vor allem die Bild­hauerei, war immer sein Steckenpferd, seit 2005 ist noch das Schreiben dazuge­kommen. Es gibt ein Buch, Kurz­geschichten, Träume und viele Gedanken.

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Eine Lehre ist grundsätzlich in jedem Alter möglich, wenn die Schulpflicht erfüllt wurde (9 Jahre).

Wenn Erwachsene sich für eine Lehre entscheiden, können sich die Rahmenbedingungen für die Ausbildung jedoch verändern.

Wenn Personen bei Ausbildungsbeginn über 18 Jahre alt sind, können folgende Wege passend sein:

  • Ausnahmsweise Zulassung zur Lehrabschlussprüfung:
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  • eine verkürzte Lehrzeit:
    für Personen mit Fachschulabschluss, anderem Lehrabschluss oder Matura
  • Projekt "Du kannst was!" der Arbeiterkammern Österreich (außer Niederösterreich):
    für Personen, über 22 Jahre, mit mehrjähriger Berufserfahrung, die in einem 4-stufigen Verfahren für eine begrenzte Liste an Lehrberufen unkompliziert zu einem Lehrabschluss kommen können. https://sbg.arbeiterkammer.at/dukannstwas
  • "Duale Akademie" der Wirtschaftskammer Österreich:
    für AHS-Maturant:innen, die in zwei bis maximal drei Jahren eine maßgeschneiderte Ausbildung zur Fachkraft mit Lehrabschluss aus einer Liste an zukunftsorientierten Berufen erhalten. https://www.dualeakademie.at/salzburg/home.html

Fördermöglichkeiten:

Je nach Alter, Erwerbstätigkeit, Bildungsabschluss etc. gibt es für Personen über 18 Jahre unterschiedliche Möglichkeiten, die Lehrausbildung zu fördern (z.B. durch AMS oder WKO). Zudem kann eine Lehre auch im Rahmen der arbeitsplatznahen Qualifizierung (AQUA) absolviert werden, wo die Kosten für die Deckung des Lebensunterhalts gesichert sind.

Für die Förderung ist es nötig, beim AMS lehrstellensuchend gemeldet zu sein.

Ergänzung Salzburg:
Für einen umfassenden Überblick über deine Fördermöglichkeiten bitte Kontakt bei der BiBer Bildungsberatung www.biber-salzburg.at und unter BILDUNGSLINE: 0800 208 400 // frage@bildungsberatung-salzburg.at

Ergänzung Kärnten: 
Kontakt bei WKO: Daniela Wilhelmer - Mitarbeiter:in - WKO
Kompetenz mit System (KmS) » Ausbildung nachholen | AMS

Weitere Informationen:
Lernunterlagen: Home - lap.at

(Erstellt am 25.03.2024 von Laura Eder, BA, BiBer Bildungsberatung, ergänzt 2025 von den Netzwerken in den Bundesländern)