Die Vereinbarkeitslüge

Familie & Beruf?

"In eine Halbe geht keine Maß", hat mein Opa immer gesagt und damit zu später Stunde nicht nur über Bier philosophiert. Recht hat er gehabt: Karriere, Kinder, Haus und Partnerschaft sind nicht vereinbar, ohne dass jemand auf der Strecke bleibt. Oder geht die Maß doch irgendwie in die Halbe rein?

Von Katharina Theißig |
2017 09 25 iStock Vereinbarkeitsluege

Bist du gern Mama beziehungsweise Papa? - Ja absolut, aus ganzem Herzen.
Gehst du gern arbeiten? - Ja, nicht immer, aber die meiste Zeit schon.
Und, geht beides zusammen? - Die übliche Antwort lautet: Ja, klar. An manchen Tagen hakt es ein bisschen, dann sind wir alle ein bisschen erschöpft. Aber im Großen und Ganzen gibt es kein Problem, denn wir sind ja prima organisiert.

Die Wahrheit bei vielen Eltern ist: Sie sind permanent müde, haben Ringe unter den Augen, schlafen schlecht. Sie sind ständig unter Strom und fühlen sich gehetzt. Wenn sie morgens aufwachen, fällt ihnen sofort ein, was sie alles zu erledigen haben. Wenn sie abends ins Bett fallen, wissen sie, dass sie wieder nur die Hälfte von dem geschafft haben, was eigentlich zu tun gewesen wäre. Ihr Leben ist zwischen Beruf, Kindern und Beziehung ein ständiges Gestrampel, bei dem die eigenen Bedürfnisse auf der Strecke bleiben.

Es geht einfach nicht zusammen. Eltern haben nie genug Zeit – weder für ihre Kinder, noch für ihre Partner und für ihren Job, geschweige denn für sich selbst. Das klingt frustriert? Das sind auch viele Eltern und zudem verärgert. Verärgert deshalb, weil uns die Fernseh-und Zeitschriften-Welt ständig vorgaukelt, alles ließe sich mit allem vereinbaren, es sei nur eine Frage der Organisation.

Das wird es nicht sein! Denn viele Eltern werden weiterhin ständig von dem Gefühl begleitet sein, den wiederkehrenden Anforderungen nicht gerecht zu werden und haben deshalb ein schlechtes Gewissen. Demzufolge muss irgendwann Schluss sein mit der Vereinbarkeitslüge! Eltern ist damit nicht geholfen und auch nicht unseren Kindern. Doch was genau würde Eltern dann weiterhelfen?

In Unternehmen wie auch in der Politik benötigen wir mehr Umdenken. Es braucht Entschleunigung und Maß. Ebenso wie ernst gemeinte familienfreundliche Maßnahmen wie zum Beispiel flexible Arbeitszeiten, Elternteilzeit, Home office und Sabbaticals. Das alles darf aber nicht nur auf dem Papier stehen, damit das Unternehmen ein weiteres Gütesiegel sein Eigen nennen darf. Es muss auch tatsächlich gelebt werden! Es braucht auch eine Neudefinition von Arbeit - Arbeit sollte nicht immer nur im Kontext von Produktivität gesehen werden, sondern sollte auch die Lebensqualität von Menschen miteinschließen.

Zu guter Letzt: Jede_r Einzelne_r trägt auch eine Verantwortung für sein/ihr Leben und seine/ihre Lebensentscheidungen. Wir alle müssen lernen, dass jede Entscheidung im Leben Folgen hat und mit den Konsequenzen müssen wir selbst zurechtkommen. So ist es auch, wenn wir uns für Kinder entscheiden. Kinder brauchen Zuwendung. Zuwendung braucht Zeit. Diese Zeit wird woanders fehlen. Deshalb müssen Eltern Abstriche machen: bei ihrem Job, ihren Hobbys und auch bei ihren Freunden. Kinder sind nicht nur unvereinbar mit der Karriere, sondern sind generell unvereinbar mit dem Lebensstil bislang Kinderloser.

Das ist ernüchternd, aber ehrlich!

CC BY

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von Katharina Theißig
Katharina Theißig

Autorin

Katharina Theißig

Katharina Theißig engagiert sich schon seit vielen Jahren für Familien in Salzburg und im Berchtesgadener Landkreis. Sie ist Leiterin der Familienförderstelle im Landratsamt Berchtesgadener Land und Familienbegleiterin im Projekt "Birdi" im Salzburger Flachgau.  Ihr ist es besonders wichtig, Eltern und Kinder zu stärken, damit sie ihren Alltag als Familie gut bewältigen können.

InfoboxLeihomas & Leihopas

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Eltern brauchen gelegentlich ein paar Stunden Zeit für sich allein, um neue Energie für den Alltag zu tanken. Was aber können Papa und Mama tun, wenn sie einen Abend alleine verbringen wollen oder dringende Besorgungen anstehen und niemanden haben, der in dieser Zeit für die Kinder da ist?

Eine Leihoma oder ein Leihopa des Katholischen Familienverbandes könnte helfen! Unsere Leihgroßeltern kommen ins Haus und kümmern sich bei Abwesenheit der Eltern liebevoll um die Kinder.

Mehr Informationen findet ihr hier: Katholischen Familienverbandes

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Mit der Altersteilzeit können ältere Arbeitnehmer:innen ihre Arbeitszeit reduzieren, ohne negative Auswirkungen auf die künftige Pensions- oder Abfertigungshöhe.

Die Beiträge zur Kranken-, Pensions- und Arbeitslosenversicherung werden vom Arbeitgeber/der Arbeitgeberin weiter in der bisherigen Höhe bezahlt.

Die Altersteilzeit ermöglicht einen gleitenden Übergang in die Pension.

Voraussetzungen:

  • Vereinbarung mit dem Arbeitgeber/der Arbeitgeberin (kein Rechtsanspruch)
  • Verringerung der Wochenarbeitszeit um 40 bis 60 %
  • ca. 50 % des Lohnverlustes wird über das Altersteilzeitgeld des AMS ausgeglichen
  • vor Beginn der Altersteilzeit muss die Beschäftigung mind. 60% der kollektivvertraglichen wöchentlichen Normalarbeitszeit betragen (für die Dauer von 12 Monaten)
  • frühestmöglich Antritt: 5 Jahre vor Regelpensionsalter (gilt bis Ende 2025, danach reduziert sich der frühestmögliche Antritt stufenweise auf 3 Jahre ab 2029)
  • mind. 15 Jahre arbeitslosenversicherte Beschäftigung in den letzten 25 Jahren (stufenweise Erhöhung auf 17 Jahre bis 2029)

2 verschiedene Modelle:

  • Kontinuierliche Altersteilzeit: wöchentliche Reduzierung der Arbeitszeit für die gesamte Laufzeit
  • Geblockte Altersteilzeit: auf einen Block Normalarbeitszeit folgt eine Freizeitblock (dieser darf nicht länger als 2,5 Jahre dauern). Für die Freizeitphase muss eine Ersatzarbeitskraft eingestellt werden. Dieses Modell läuft 2029 aus.

Vorteile:

  • Arbeitnehmer:innen können länger in Beschäftigung gehalten werden
  • ein Teil des Gehalts wird durch das Altersteilzeitgeld des Arbeitsmarktservice finanziert

Links:

Altersteilzeitrechner AK

Altersteilzeit Info AK

Altersteilzeit österreich.gv.at

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WKO Altersteilzeit

ÖGB Altersteilzeit

Erstellt am: 12.11.2025 von BiBer Bildungsberatung