Studieren mit Kind - ist das zu meistern?
Work life balance – diese geflügelte Phrase bekommt eine völlig neue Bedeutung, meldet sich während des Studiums Nachwuchs an. Dank des Herumschleppens von schweren Fachliteratur-Schmökern ist der Bizeps soweit trainiert, dass Babytrage und Laptop unter Ächzen und Keuchen von A nach B transportiert werden können. Wenn man dann, (natürlich verspätet) das liebe Kleine gerade bei einer kompetenten Kinderbetreuerin alias Mutter/ Schwiegermutter/ Tagesmutter/ Freundin (man beachte die Wortendungen – die männliche Form fehlt bewusst) abgeben möchte, bemerkt man, dass das Lieblingsschnuffl-Tier gemütlich daheim über dem Gitterbettrand lümmelt. Gefährliches Zittern der Unterlippe beim Sonnenscheinchen bringt einen dazu in Windeseile heimzurasen, Schnuffl zu holen und dann erst weiter in die Uni zu hetzen.
Hier wird der Vorlesungssaal mit hochrotem Kopf und einer ordentlichen Verspätung erreicht und – verdammt! Heute war ja Referatstermin...Macht nichts! „Bestens vorbereitet“ stellt man sich vor die ganze Gruppe und gibt sein Bestes, um im Nachhinein festzustellen, dass man sich der gesamten Mannschaft mit Karottenbrei-verziertem Shirt präsentiert hat...Aber - man quält sich doch gerne erschöpft, verschwitzt und das eine oder andere Strafmandat wegen zu schnellem Fahrens ärmer, durch den Berufsverkehr und holt seinen Schatz ab, um dann noch für die Prüfung am nächsten Tag zu lernen. Denn Wissen ist schließlich Macht und wenn dich dein Sonnenscheinchen nur einmal anlächelt, ist doch der ganze Stress vergessen.
Befragt man (studierende) Jungmütter, was sie sich am meisten auf dieser Welt wünschen, antworten garantiert 98% mit: eine Nacht durchschlafen und eventuell 72 Stunden Tageszeit. Jedenfalls wäre das meine Antwort, denn ich bin eine von ca. 25 000 Menschen in Österreich, die sich dazu entschieden haben diese Doppelbelastung „Studieren und Kind“ zu wagen. Ich habe festgestellt, dass es eine große Herausforderung ist und einer guten Organisation bedarf. Da ich noch am Anfang dieser Schwierigkeit stehe und mich frage, ob ich die Einzige bin, die mit der ein oder anderen Schwierigkeit zu kämpfen hat, befrage ich eine Freundin meines Vertrauens, die diese Hürde schon hinter sich und (meiner Meinung nach) grandios gemeistert hat.
Interview
Daniela S. – Bachelor in Psychologie, (mittlerweile) zwei Kinder (vier Jahre, zwei Monate):
Was war zuerst da – Uni oder Kind?
Kind. Ich begann zu studieren, als mein (erster) Sohn ein Jahr alt war.
Warum hast du trotz Kind beschlossen, mit dem Studium zu beginnen?
Um ehrlich zu sein, ich habe mich etwas gelangweilt. Ich habe eine Herausforderung gesucht und wollte auch intellektuell wieder mehr gefordert sein. Außerdem finde ich es gut, wenn ich zu meinem ersten Beruf (Kindergartenpädagogin) noch ein zweites Standbein habe.
Hast du es dir so vorgestellt?
Nein! Ich hatte relativ wenig Ahnung über Arbeitsintensität und Zeitaufwand eines Studiums und dachte, dass Studieren mit einem Kind einfacher zu vereinbaren wäre.
Was ist das Schwierigste am Studieren mit Kind?
Man hat immer nur dann Zeit für die Uni, wenn das Kind schläft oder man einen Babysitter hat. Das spontane Arbeiten fällt weg, da sich alles nach dem Kind richtet.
Wenn du erneut vor die Wahl gestellt werden würdest – wie würde deine Entscheidung (mit all dem jetzigen Wissen) heute ausfallen?
Wieder gleich. Die positive Rückmeldung, die Erfolgserlebnisse und das Gefühl etwas geschafft zu haben, bereichern so, dass ich es wieder gleich machen würde. Ich würde mir nur etwas mehr Zeit dabei lassen!
Dieser Text ist unter CC BY 4.0 International lizenziert.
Autorin
Stefanie Ehrschwendtner
Bildungsverrückt, lebensbeglückt, von Manchem entzückt. Regt sich aber auch gerne auf und träumt sich in die Ferne. Mag ihre Arbeit als Sozialarbeiterin und Sommer und Bücher Bücher Bücher.
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