Alle wollen (beruflich) weiter. Es erschlägt einen schon fast vor lauter Höher, Weiter, Reicher, Schöner, Schneller, Besser.
Zufrieden, ausgeglichen und erfolgreich?
Natürlich gibt’s auch die „Neue Einfachheit“, den Shabi Schick – dieser zeichnet sich durch möglichst auf alt Getrimmtes aus, also „hinige Möbel“, „zerrissenes Gewand“… Ich finde das eine fast abwertende Attitüde, sich Fabriksspinds in die Designerwohnung zu stellen, die von ausgebeuteten Fabrikarbeiterinnen benutzt wurden und jetzt um teures Geld der letzte Schrei sind.
Es gibt keine Garantie weiter zu kommen, selbst wenn wir möglichst tough Vollkornmuffins backen und beste Abschlüsse von den Unis nach Hause schleppen.
Aber auch beim Einfachen wollen wir dann DIE Einfachsten sein, auch hier entsteht ein Wettbewerb, wer authentischer einfach ist. Selbst hier gibt es für Frauen keine Erfolgsgarantie, wirklich weiter zu kommen, selbst wenn wir möglichst tough Vollkornmuffins backen und beste Abschlüsse von den Unis nach Hause schleppen. Denn Frauen erreichen zwar inhaltlich mittlerweile schon in allen Bereichen top Bewertungen, aber unterm Strich treten wir jobmäßig auf der Stelle.
Geben wir unseren Mädels die richtigen Handwerkszeuge mit? Jenseits von Überforderung (weil zu viel gefördert) und hin zu einem gesunden Mix aus Selbstbewusstsein und Lebensfreude? Ein Zitat ist mir hängengeblieben: Wer sich inhaltlich effizient austauschen will, suche Frauennetzwerke, wer beruflich erfolgreich sein will, braucht Männerseilschaften.
Das macht einen schon etwas stutzig. Denn was haben wir denn über weite Strecken als Erziehungsmaximen ausgegeben und uns bemüht umzusetzen? Hauen ist nein (in der Sandkiste), Drängeln ist verboten (in der Volksschule), Mobbing ist strafbar (in der nächsten Schulstufe), Klauen hetzt dir die Plagiatsjäger hinterher (im Studium), Schwarzarbeiten wird bestraft (im Berufsleben).
Wir kommen dann drauf, dass die, die das missachten, am Ende der Kette in Panama bunkern. Wer will da noch einen kleinen Fahrraddieb bestrafen?
Eine Armada von Pädagog_innen versucht mit Pisa und anderen Nivellierungsmaschinerien, endlich ein gleiches Niveau für alle herzustellen. Macht uns das beruflich erfolgreicher?
Es hat natürlich auch Methode, die eine Hälfte zu verpflichten, sich schön brav an die Regeln zu halten, immer beste Noten zu bringen, während die anderen tun und lassen, was sie wollen.
Folgendes sollte uns hier ermutigen, alternative Wege zu suchen:
Goschert sein bringt weiter als Schönschrift; wer nur aufzeigt und wartet, kommt vielleicht nie dran; wer den Konflikt riskiert, ist langfristig durchsetzungsfähiger; und wer die Schuld nicht ständig bei anderen sucht, dessen Selbstbewusstsein beginnt zu wachsen. Das wird die Schulnoten zwar nicht besser machen, aber mit denen allein kommt man später ohnehin nicht weit. Auch nicht in Vorstandsetagen.
(Zit. Wolfgang Hattinger, Der Standard)
Dieser Text ist zuerst im Magazin Dreieck des Salzburger Bildungswerks erschienen. Wir freuen uns, ihn auch hier veröffentlichen zu können.
Dieser Text ist unter CC BY 4.0 International lizenziert.
Autorin
Brigitte Singer
Brigitte Singer ist pädagogische Mitarbeiterin im Salzburger Bildungswerk. Ihre Schwerpunkte sind Eltern- und Frauenbildung.
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