Zufrieden, ausgeglichen und erfolgreich?

Streben wir ein unerreichbares Ideal an?

Alle wollen (beruflich) weiter. Es erschlägt einen schon fast vor lauter Höher, Weiter, Reicher, Schöner, Schneller, Besser.

Von Brigitte Singer |
2017 istock brav

Natürlich gibt’s auch die „Neue Einfachheit“, den Shabi Schick – dieser zeichnet sich durch möglichst auf alt Getrimmtes aus, also „hinige Möbel“, „zerrissenes Gewand“… Ich finde das eine fast abwertende Attitüde, sich Fabriksspinds in die Designerwohnung zu stellen, die von ausgebeuteten Fabrikarbeiterinnen benutzt wurden und jetzt um teures Geld der letzte Schrei sind.

Zitat

Es gibt keine Garantie weiter zu kommen, selbst wenn wir möglichst tough Vollkornmuffins backen und beste Abschlüsse von den Unis nach Hause schleppen.

Aber auch beim Einfachen wollen wir dann DIE Einfachsten sein, auch hier entsteht ein Wettbewerb, wer authentischer einfach ist. Selbst hier gibt es für Frauen keine Erfolgsgarantie, wirklich weiter zu kommen, selbst wenn wir möglichst tough Vollkornmuffins backen und beste Abschlüsse von den Unis nach Hause schleppen. Denn Frauen erreichen zwar inhaltlich mittlerweile schon in allen Bereichen top Bewertungen, aber unterm Strich treten wir jobmäßig auf der Stelle.

Geben wir unseren Mädels die richtigen Handwerkszeuge mit? Jenseits von Überforderung (weil zu viel gefördert) und hin zu einem gesunden Mix aus Selbstbewusstsein und Lebensfreude? Ein Zitat ist mir hängengeblieben: Wer sich inhaltlich effizient austauschen will, suche Frauennetzwerke, wer beruflich erfolgreich sein will, braucht Männerseilschaften.

Das macht einen schon etwas stutzig. Denn was haben wir denn über weite Strecken als Erziehungsmaximen ausgegeben und uns bemüht umzusetzen? Hauen ist nein (in der Sandkiste), Drängeln ist verboten (in der Volksschule), Mobbing ist strafbar (in der nächsten Schulstufe), Klauen hetzt dir die Plagiatsjäger hinterher (im Studium), Schwarzarbeiten wird bestraft (im Berufsleben).

Wir kommen dann drauf, dass die, die das missachten, am Ende der Kette in Panama bunkern. Wer will da noch einen kleinen Fahrraddieb bestrafen?

Eine Armada von Pädagog_innen versucht mit Pisa und anderen Nivellierungsmaschinerien, endlich ein gleiches Niveau für alle herzustellen. Macht uns das beruflich erfolgreicher?

Es hat natürlich auch Methode, die eine Hälfte zu verpflichten, sich schön brav an die Regeln zu halten, immer beste Noten zu bringen, während die anderen tun und lassen, was sie wollen.

Folgendes sollte uns hier ermutigen, alternative Wege zu suchen:

Zitat

Goschert sein bringt weiter als Schönschrift; wer nur aufzeigt und wartet, kommt vielleicht nie dran; wer den Konflikt riskiert, ist langfristig durchsetzungsfähiger; und wer die Schuld nicht ständig bei anderen sucht, dessen Selbstbewusstsein beginnt zu wachsen. Das wird die Schulnoten zwar nicht besser machen, aber mit denen allein kommt man später ohnehin nicht weit. Auch nicht in Vorstandsetagen.

(Zit. Wolfgang Hattinger, Der Standard)

Dieser Text ist zuerst im Magazin Dreieck des Salzburger Bildungswerks erschienen. Wir freuen uns, ihn auch hier veröffentlichen zu können.

CC BY

Dieser Text ist unter CC BY 4.0 International lizenziert.

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von Brigitte Singer

Autorin

Brigitte Singer

Brigitte Singer ist pädagogische Mitarbeiterin im Salzburger Bildungswerk. Ihre Schwerpunkte sind Eltern- und Frauenbildung.

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InfoboxVerkürzte Lehre für Maturant:innen

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Eine Lehre nach der Matura hat so manche Vorteile. Der wohl wichtigste ist die Verkürzung der Lehrzeit um ein Jahr. Wobei das nur bei Lehrausbildungen, die länger als zwei Jahre dauern, möglich ist. Zudem werden oft Fächer, die bereits mit der Reifen-und Diplomprüfung abgelegt wurden in der Berufsschule angerechnet und/oder sogar als Ersatz der gesamten Lehrzeit angesehen. 

Für ganz Österreich gilt: Die Verkürzung findet so statt, dass sich die jeweiligen Lehrjahre reduzieren:

  • Bei Verkürzung von dreijährigen Lehrberufen ist das pro Lehrjahr ein Drittel: Statt 12 Monaten dauert jedes Lehrjahr nur 8 Monate.
  • Bei vierjährigen Lehrberufen werden die ersten beiden Lehrjahre ebenfalls auf 8 Monate verkürzt, die letzten beiden auf 10 Monate (8-8-10-10 Monate). 
  • Bei 3,5-jährigen Lehrberufen bleibt das letzte Halbjahr unverändert (8-8-8-6 Monate).

Lehrlingseinkommen bei verkürzter Lehrzeit

Bei einer verkürzter Lehrzeit gibt es Sonderregelungen: Diese können sich aus dem jeweiligen Kollektivvertrag oder aus Vorgaben eines Fördermodells ergeben.

Als Grundregel bei verkürzter Lehrzeit gilt, dass sich das Lehrlingseinkommen an die Verkürzung der Lehrjahre anpasst:

  • Bei dreijährigen Lehrberufen gibt es daher für die ersten 8 Monate das Einkommen des 1. Lehrjahres, für die zweiten 8 Monate den Betrag für das zweite Lehrjahr und für die letzten 8 Monate gilt der Lohn des dritten Lehrjahres.
  • Oft wird bereits im ersten Lehrjahr das Einkommen für das zweite Lehrjahr bezahlt.
  • Für über-18-jährige Lehrlinge ist in manchen Kollektivverträgen ein erhöhtes Lehrlingseinkommen verpflichtend vorgesehen. Auch aus Förderrichtlinien kann sich ein höherer Betrag ergeben.

Weiterführende Links:

Berufsschule bei verkürzter Lehrzeit
Die Umsetzung der verkürzten Lehrzeit in der Berufsschule hängt vom jeweiligen Lehrberuf ab: In einigen Lehrberufen gibt es bereits eigene Klassen für Lehrlinge mit verkürzter Lehrzeit, die auf die abweichende Dauer der einzelnen Lehrjahre abgestimmt sind.

Dies ist derzeit in Wien in folgenden Berufen der Fall: Bürokaufmann/frau, Reisebüroassistent:in & Konditor:in.

In Lehrberufen, wo es keine eigenen Klassen gibt, muss die Abwicklung mit der jeweiligen Berufsschule besprochen werden. Im Regelfall können Maturant:innen eine Schulstufe der Berufsschule überspringen, sodass sich der Abschluss der Berufsschule in der verkürzten Lehrzeit ausgeht. Zusätzlich können Maturant:innen auf Antrag von einzelnen Fächern befreit werden, wenn sie bereits entsprechende Vorkenntnisse haben und diese nachweisen.

Welche Regelungen für Maturant:innen in welchen Lehrberufen genau gelten, ist je nach Bundesland etwas unterschiedlich. Zusätzlich gibt es in einigen Lehrberufen eigene Regelungen auf Kollektivvertragsbasis. Generell können die Konditionen zwischen Lehrherren/Lehrherrin und Lehrling künftig direkt vereinbart werden.

Hierbei gilt es zu beachten: Die Verkürzung ist nicht verpflichtend, es kann auch die normale Lehrzeit vereinbart werden.

TIPP: Ein Besuch bei der Bildungsberatung kann dir helfen, die genauen Voraussetzungen für dein Bundesland schnell und einfach zu finden.

Zuletzt aktualisiert am 3.7.2024 von BiBer Bildungsberatung