Was, wenn unsere Fähigkeiten ganz wo anders liegen wie vermutet? Wir haben eine alternative Methode zur Talentsuche ausprobiert.
Auf der Suche nach dem Antitalent!
Ich male leidenschaftlich gerne, besonders viel Spaß bereitet es mir, einen Raum durch einen neuen Anstrich völlig zu verändern. Aber auch Mode, insbesondere alte Schnittmuster, finde ich faszinierend. Und immer wieder drängt sich in schwachen Momenten die Frage auf, warum ich eigentlich im Büro sitze anstatt Fassadenkünstlerin oder Schneiderin geworden zu sein.
Heutzutage, wo wir alle werden können was wir wollen, uns alle Optionen offen stehen, beginne ich, über meine vielen potentiellen Möglichkeiten zu grübeln.
Stehen mir wirklich alle Wege offen?
Das Eckige passt nicht ins Runde
Der Aha-Effekt stellt sich in der Regel beim Betreten meiner Wohnung ein. Ungleichmäßig ausgemalte Wände und Bilder von völlig aus den Proportionen gefallenen Kühen erinnern mich gnadenlos daran, dass ich zwar viel Freude und Interesse an Handwerkskünsten habe, nur zugleich fehlt es mir zur Gänze an Fähigkeiten wie etwa räumlicher Vorstellungskraft. Meine Interessen und meine Talente scheinen hier getrennte Wege zu gehen.
Fähigkeiten aus Interesse oder umgekehrt?
Gut, die Wahrheit muss man aushalten können, aber ein wenig verunsichert mich dieses Dilemma schon. Der bewährte Ratschlag: „Folge deinen Interessen und du findest den richtigen Job für dich“, steht plötzlich ziemlich verloren da. Die Überzeugung, dass Interessen durch Fähigkeiten in einem speziellen Bereich verstärkt werden, auch. Vielleicht ein günstiger Moment für einen ehrlichen Abgleich von Fähigkeiten und Interessen, um herauszufinden, was wohl besser ein Hobby bleibt und wo sich große Träume verwirklichen lassen. Denn, nur weil manche Interessen ohne Talent auskommen, ist das bei weitem nicht bei allen der Fall.
Sich der Wahrheit stellen
Aljoscha Neubauer, Professor an der Uni in Graz und Autor, rät in seinem Buch "Mach, was du kannst" Können und Wollen voneinander zu unterscheiden. Unsere Wünsche und Interessen sind nämlich oft ein eher kurzfristiges Erscheinungsbild. Wie der Sommer, in dem ich unbedingt Jonglieren lernen wollte. Ein paar Jahre später kann ich zwar ein paar Bälle in der Luft halten, das große Interesse ist aber nicht mehr da und das Talent nie gekommen.
Es macht also Sinn, zu prüfen worin man gut ist und wo ist es doch eher Spaß am Tun als echtes Talent die Hauptmotivation darstellt. Solche Momente verlangen uns einiges ab. Sich einzugestehen, dass wohl nie mehr aus der Träumerei werden wird, tut weh.
Eine große Hilfe kann es sein, diese Überlegungen nicht alleine anzustellen, sondern diesen Prozess gemeinsam mit einem guten Freund, der ehrlich über deine Stärken und Schwächen reden kann, anzupacken.
Das Beste daraus machen
Bei all den Unsicherheiten die unser moderner, flexibler Arbeitsmarkt mit sich bringt, ermöglichen sich uns auch völlig neue Perspektiven. Neubauer verweist beispielsweise auf den Kultur- oder Eventmanager. Während früher kreatives Interesse mit kaufmännischen als beruflich unvereinbar angesehen wurde, ist diese Verbindung jetzt sogar Grundvoraussetzung. Ein wandelbarer Arbeitsmarkt bietet immer neue Chancen sich seine eigene Nische zu bauen und den Mittelweg zwischen Interessen und Fähigkeiten zu finden. So werden auch im technischen Bereich immer mehr Menschen gesucht, die ein technisches Grundverständnis und eine gute Kommunikationsfähigkeit mitbringen um als Vermittler_in zwischen beispielsweise Produktionsstufen arbeiten zu können. Scrum-Master heißt dieses relativ neue und spannende Berufsbild.
Was lernen wir daraus?
Mir persönlich hat diese Art der Auseinandersetzung mit den eigenen Fähigkeiten eine neue Perspektive geschenkt. Anstatt nach Dingen zu suchen die man gut kann, einfach mal mit Anti-Fähigkeiten beginnen. Über Ausschluss zum Erfolg sozusagen.
Abschließend muss ich noch etwas loswerden: Nicht jede unserer Tätigkeiten und Hobbies verlangt Perfektion. Nur weil du wie ich vielleicht keine große Künstlerin oder Technikerin bist, musst du dir ja nicht den Spaß daran verderben lassen. Denn genau dafür sind Interessen da – sie sollen dir Freude bereiten und deine Neugierde wecken.
Buchtipp
Das im Text erwähnte Buch: Mach was DU kannst. Warum wir unseren Begabungen folgen sollten - und nicht nur unseren Interessen. von Aljoscha Neubauer gibt es übrigens in der BiBer Bibliothek, wo dir neben Büchern auch Bildungsberater_innen unterstützend zur Seite stehen!
Haben wir eure Neugierde geweckt? Dann interessiert euch sicher auch das in der Süddeutschen Zeitung erschienene Interview mit Aljoscha Neubauer.
Dieser Text ist unter CC BY 4.0 International lizenziert.
Autorin
Carmen Bayer
Carmen Bayer, Sprecherin der Salzburger Armutskonferenz, wundert sich oft über gesellschaftliche Entwicklungen und schreibt darüber. Nebenher studiert sie Politikwissenschaften und verbringt ihre freie Zeit bevorzugt mit Büchern, Musik und sehr gerne auch mit gutem Essen. Sprachlos ist sie eher selten.
BiBer Bildungsberatung
Bei der BiBer Bildungsberatung bekommst du vertrauliche, neutrale und kostenlose Beratung und Information zu allen Fragen der Aus- und Weiterbildung. Du kannst im Gespräch deine persönlichen Interessen und Fähigkeiten klären, die passende Aus- und Weiterbildung finden und finanzielle Förderungen erfragen. Damit sicherst du dir deine berufliche Zukunft!
Ziel der Bildungsberatung ist es, dass du nach dem Gespräch informierter und motivierter bist, deine Entscheidungsfähigkeit gestiegen ist und du die nächsten Schritte in deinem Bildungs- und Berufsweg kennst.
Inhalte einer Bildungsberatung:
- Wahl der Ausbildung und Weiterbildung
- Berufsorientierung
- Wege zur Höherqualifizierung
- Zweiter Bildungsweg (Nachholen von Berufsausbildungen und Schulausbildungen)
- Info zu Kursangeboten (Deutsch als Fremd-/Zweitsprache, Sprachkurse, Weiterbildungen usw.)
- Jobfindungsstrategien
- Förderungen
Wo gibt es die BiBer Bildungsberatung:
Die Zentrale befindet sich in der Strubergasse 18 in Salzburg, jedoch haben wir in allen Bezirken Außenstellen, wo wöchentlich Beratungstermine angeboten werden.
Unsere Außenstellen findest du in:
Ruf einfach an oder schreib eine E-Mail und vereinbare einen Termin für ein persönliches, ca. einstündiges Beratungsgespräch!
Kontakt: 0699/10203012 // office@biber-salzburg.at
Hilfreiche Links:
Projekt: "Du kannst was!"
„Du kannst was!“ hilft dir, dank des raschen und unkomplizierten Verfahrens zum Lehrabschluss zu kommen. Nutze deine Fähigkeiten und hol dir deinen Berufsabschluss!
Voraussetzungen:
Wenn du ...
- schon lange in einem Beruf arbeitest, aber keine Ausbildung gemacht oder diese abgebrochen hast,
- viel Erfahrung in einem Beruf, aber keinen Abschluss hast,
- deinen Berufsabschluss im Ausland gemacht haben und dieser in Österreich nicht anerkannt wird,
- mindestens 22 Jahre alt bist,
- deine Chancen im Berufsleben verbessern willst
und deine Berufserfahrung in einem dieser Berufe hast: (Berufsliste für Salzburg)
- Betriebslogistiker:in
- Bürokaufmann/-frau
- Einzelhandelskaufmann/-frau
- Großhandelskaufmann/-frau
- Industriekaufmann/-frau
- Metalltechniker:in
- Koch/Köchin
- Restaurantfachmann/-frau
- Berufskraftfahrer:in
- Speditionskaufmann/-frau
Wenn dein Beruf hier nicht vertreten ist, du jedoch auch gerne an "Du kannst was!" teilnehmen möchtest, frag einfach nach, bei genügend Teilnehmer:innen ist eine Ausweitung der Berufe möglich!
Schreib ein Mail an: dukannstwas@ak-salzburg.at oder ruf an: 0662 88 30 81-555
Hilfreiche Links:
"Du kannst was!" ist eine Projektpartnerschaft der AK-Salzburg, AMS-Salzburg, BFI, Europäischer Sozialfonds, Land Salzburg, OEGB, TAZ Mitterberghütten, WIFI & Wirtschaftskammer.
Gibt es "Du kannst was!" auch außerhalb von Salzburg?
In einigen Bundesländern wird "Du kannst was!" noch angeboten, teilweise auch unter einem anderen Namen:
- Wien: Waff
- Burgenland: "Du kannst was!"
- Niederösterreich: "Du kannst was!"
- Oberösterreich: "Du kannst was!"
- Vorarlberg: "Du kannst was!"
Zuletzt aktualisiert im Juli 2024 von BiBer Bildungsberatung
FiT: Frauen in Handwerk und Technik
FiT: Frauen in Handwerk und Technik
Die Angebote des FiT-Programms: Frauen entdecken ihre Stärken und Interessen für Handwerk und Technik und verbessern ihre Karrieremöglichkeiten und Jobchancen.
Voraussetzungen:
- Arbeitssuchende Frauen (Wenn diese während der Ausbildung eine Arbeitsstelle finden, können sie zu einem späteren Zeitpunkt wieder in eines der Module einsteigen)
- Besuch einer rund 12wöchigen Basisqualifizierung
- Neu: Das FiT-Programm steht allen Frauen offen, die sich beim AMS arbeitslos oder arbeitssuchend gemeldet haben.
- Es ist unabhängig von Vorbildung oder Qualifikationsniveau
Finanzierung:
- Über AMS / für die Dauer der Teilnahme - Arbeitslosengeld oder eine Beihilfe zur Deckung des Lebensunterhalts
Ablauf:
- Entscheidung für einen handwerklich-technischen Beruf
- Kurs "technische Vorqualifizierung" eine Basisqualifizierung für die anschließende Qualifizierung
- Praktikum: 2 bis 4 Wochen (Einblick in die technisch-handwerkliche Arbeitswelt)
- Beratung und Begleitung
Während der gesamten Ausbildung können die Frauen eine Beratung und Begleitung bei Fragen der Kinderbetreuung, Lernunterstützung, etc. in Anspruch nehmen.
Abschluss:
- Lehrabschluss oder ein vergleichbarer Schulabschluss.
- Auch eine Ausbildung in einer naturwissenschaftlich- technischen Fachhochschule oder in einem technischen Kolleg ist möglich.
Hilfreiche Links:
Zuletzt aktualisiert am: 17.05.2024 von BiBer Bildungsberatung
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Hilfreiche Links:
- AK - Tipps für Praktikant:innen
- Praktikum beim Land Salzburg
- ÖH - Jobbörse
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- Praktika- & Jobbörse Universität Salzburg
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Zuletzt aktualisiert im Juli 2024 von BiBer Bildungsberatung
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