Green Jobs. Was sind eigentlich Green Jobs? Hat es die schon immer gegeben, ist es neu oder wird etwas anders bewertet als zuvor? Hinter dieser Bezeichnung verbergen sich, wie hinter Wolken, viele unterschiedliche Berufe. Im Bildungsbuch wollen wir diesen scheinbar neuen Berufsbildern auf die Spur kommen und zeigen, was und wer dahintersteht. Andrea Folie hat sich für uns auf den Weg gemacht und ist als erstes auf ihren Bruder Daniel als Interviewpartner gestoßen, der mittlerweile den Biogetreidehof seiner Eltern übernommen hat. Sie hat ihn gefragt, ob er seinen Beruf als Green Job sieht.
Ist dein Beruf ein Green Job? Ja, es ist ein Green Job.
„Es scheint wohl ein Green Job zu sein“, so Daniel Folie. Für manche bedeutet Green Job ein Beruf, den sie eigentlich schon lange ausführen, der nun einen zukunftsträchtigen Namen bekommen hat. Für andere ist es etwas komplett Neues. Berufe, die gerade entstanden sind und entstehen, wodurch sich neue Berufswahlmöglichkeiten ergeben, die dringend für eine ressourcen- und klimafreundliche Wirtschaft benötigt werden. Bevor ich euch die Berufsgeschichte von Daniel erzähle, werfen wir einen Blick auf die Definition, der Europäischen Union sowie des Bundesministeriums, was diese unter Green Jobs verstehen.
Was sind Green Jobs?
Die Europäische Union beschreibt Green Jobs als Arbeitsplätze, die in der Herstellung von Produkten, Technologien und Dienstleistungen, Umweltschäden vermeiden und natürliche Ressourcen erhalten. Laut Bundesministerium für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie ist in Österreich jeder 20. Job ein Green Job. Rund 10 Prozent des Bruttoinlandsproduktes (BIP) werden in diesem Sektor erwirtschaftet.
Die ersten Ausbildungsjahre und was davon noch nach-hallt
Nach einer fünfjährigen Gewerbeoberschule für Elektronik in Meran ging für es Daniel vorerst in die Praxis. Daniel wollte sein theoretisch erlerntes Wissen ausüben und die Techno Alpin in Bozen, ein Unternehmen für Beschneiungsanlagen und Schneekanonen schien ein interessanter Nährboden für die ersten beruflichen Gehversuche zu sein. Was es auch allemal war: Das Programmieren von diversen Industriesteuerungsanlagen und das Know-how über Funktion und Struktur eines Industrieunternehmens hallen bis heute nach. Denn als Biogetreidelandwirt ist Technik wichtig: es wird genauso mit großen und schweren Geräten am Feld gearbeitet, die ständig neu programmiert oder gesteuert werden müssen. Um das eigene kleine Familienunternehmen nachhaltig und zukunftsorientiert weiterentwickeln zu können, bedarf es dieser Fertigkeiten und Kompetenzen für Abläufe und Strukturen.
Was passiert, wenn man mehr wissen und erfahren will?
Trotzdem, Daniel wollte mehr wissen und mehr erfahren. Also ging es wieder zurück in die Theorie. Genauer, nach Villach, an die FH für Mechatronik. Nach drei Jahren schloss er begeistert mit einem Bachelor ab. Ein kurzer Abstecher in eine Firma für Kühllagerungselemente für Ladeneinrichtungen brachte weitere Erfahrungswerte mit sich. Doch dann fand er seine erste große, berufliche Leidenschaft: Beim E-Werk in Prad am Stilfserjoch, seinem Heimatort, war er für fast ein Jahrzehnt für die Koordination und Installation der Glasfaserinfrastruktur und Fernheizung zuständig. Neben all den Anschlüssen, Kabeln und Verteilern baute sich Daniel viel Wissen über die geografische Disposition seiner Heimatregion, dem Vinschgau auf. Von der Bodenbeschaffung bis zur Wasserzufuhr und den damit verbundenen Anbaumöglichkeiten. Daneben ergaben sich durch die Arbeit in den privaten Haushalten viele Gespräche mit den Bürger:innen.
Alle Bereiche, Wissen über Programmiermöglichkeiten, Unternehmensstrukturen, Infrastruktur, geografische Dispositionen und soziale Kontakte, formieren sich heute bei Daniel zum Beruf als Biogetreidelandwirt. Ein Green Job per excellence. Wobei, genauer betrachtet, auch seine Tätigkeit beim E-Werk in Prad Elemente eines Green Jobs beinhaltete.
Andrea Folie
Vom sicheren Arbeitsumfeld zum selbstständigen Getreidelandwirt – ein mutiger Wechsel
Nach den ersten zehn Jahren Arbeit wollte Daniel neue Herausforderungen wagen und seine persönlichen Kräfte und Kompetenzen zu Synergien bündeln. Gleichzeitig war schon viel an Unternehmensbestand vonseiten der Elterngeneration da. Von der maschinellen Infrastruktur für die Getreideernte, bis zum Platzangebot, einer ausgebauten, kleinen Bäckerei sowie gut eingeschultes Personal. Im Konkreten war seine Ehefrau Brigitte Folie schon vor ihm da, also in der Bio-Hofbäckerei der Eltern. Als gelernte Köchin schulte sich Brigitte vor ein paar Jahren autodidaktisch um und half der Schwiegermutter im Betrieb. Brigitte baute das süße Sortiment für den Hofladen in Naturns aus, brachte neue Rezepte mit und gestaltete das Familienerbe schon einige Jahre mit.
Auch war für Daniel klar, dass er mit Mitte Dreißig die Energie für den Wechsel und die Weiterentwicklung für den Familienbetrieb aufbrachte. Gleichzeitig waren sich Daniel und Brigitte sicher, dass der Fachkräftemangel in ihren gelernten Arbeitsfeldern hoch genug war und ist, dass sie den Schritt zurück immer antreten könnten. Also ging es nach einem zweijährigen Konkretisierungsprozess vorwärts Richtung Selbstständigkeit.
Nachhaltig und grün in allen Lebenslagen
Beide sind sich einig: es ist ein Betrieb mit Zukunft. Denn Nachhaltigkeit steht nicht für ein Maximum an Gewinn, sondern für ein Maximum an gesunder Kontinuität. Kontinuität für ein Produkt das die Gesellschaft benötigt, Kontinuität für ein Produkt mit hochwertigem Inhalt. Kontinuität für eine langfristige Nutzungsart und Beständigkeit für eine nächste Generation.
Neben all diesen Faktoren änderte sich durch die Selbstständigkeit in der Arbeit mit der Natur auch der Zugang zur Arbeit. Das Arbeiten in natürlichen Zeiträumen formte auch das Zeitmanagement um: Erholungsphasen und Erntezeiten sind vorgegeben. Trotzdem, als Landwirtspaar sind alle Arbeitskräfte gefordert. Daher hat das Jungunternehmerpaar beschlossen, neben den bestehenden zwei Teilzeitkräften in der Backstube, der großelterlichen Mitarbeit am Feld, im Backbetrieb und am Markt noch eine weitere Teilzeitkraft für die Süßwarenherstellung anzustellen, um dieses Pensum an beruflichen und privaten Anforderungen langfristig und schonend gut zu meistern. In einem ersten Schritt wirkt sich dies nicht in einer Gewinnmaximierung aus, sondern in einem schaffbaren Arbeitszugang der gesund und achtsam ist – gegenüber den natürlichen Ressourcen und gegenüber Menschen, einer generationenfreundlichen Lebenswelt.
„Nicht mehr nach dem starren Achtstunden-Regelwerk arbeiten zu müssen, das tut gut“, so Daniel. Familienzeiten können viel mehr und viel besser genossen werden, kreative Zeiten herausgeholt und Erfahrungswerte mitgenommen werden, ohne in der täglichen Hektik Wissen liegenzulassen. „Das ist für mich die sinnvollste Arbeit, wie ich sie kennengelernt habe und wie ich sie weitergeben möchte: grün und nachhaltig, also von der Haltung, über das Handeln bis zum fertigen Produkt.“
Nicht mehr nach dem starren Achtstunden-Regelwerk arbeiten zu müssen, das tut gut.
Was Daniel interessierten Neueinsteiger:innen mitgeben möchte?
Die Arbeit als Getreidelandwirt:in benötigt neben dem eigenen Einsatz, Erfahrungswerte in der Arbeit mit den natürlichen Gegebenheiten und mit speziellen Maschinen für die Aussaat, Pflege, Ernte und Verarbeitung. Praktische Erfahrungsjahre in einer Landwirtschaft oder eine spezielle Ausbildung in diesen Bereichen sind essenziell, um grundlegende Erträge zu erwirtschaften.
Wer in Österreich Land- und Forstwirt*in werden möchte:
https://info.bml.gv.at/im-fokus/bildung/schulen/land-forstwirtschaftliches-schulwesen/agrarberufe.html
Wer es genauer wissen will, was Daniel und Brigitte mit Oma Cilli und Opa Othmar produzieren, hier der Link: https://www.bio-hofbaeckerei-folie.it/
Dieser Text ist unter CC BY 4.0 International lizenziert.
Autorin
Andrea Folie
Langjährige Erfahrung in der Kulturvermittlung, Netzwerktätigkeit und internationalen Gastspieltätigkeit von Theaterproduktionen und Workshops. Ideengeberin Verein "Ikult.Interkulturelle Projekte und Konzepte", Projektleitung "Ankommenstour Querbeet". Assistentin der Geschäftsführung Dachverband Salzburger Kulturstätten. Immer wieder als freie Texterin tätig.
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aktualisiert: Juni 2024
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