Eine falsche Entscheidung?

Oder doch nicht?

Ich frage mich oft, nach welchen Kriterien ich damals als 15-Jähriger meinen Beruf gewählt habe. War es das Geld? Das Ansehen in der Familie?

Von Helmut Moser |
2017 06 07 sarah baier

Mein Leben ist bisher sehr ruhig verlaufen. Auch meine Schulbildung war typisch für meine Generation: zuerst Volksschule, anschließend Hauptschule mit Polytechnischem Lehrgang. Nach der Schule ging ich in die Lehre. Da mein Vater eine Baufirma hatte, habe ich bei ihm die Maurerlehre absolviert.

Nach dem Abschluss der Maurerlehre hatte ich einen Arbeitsunfall. Aufgrund des Unfalls wurde ich auf eigenen Wunsch zum technischen Zeichner - Maschinenbau mit Detailkonstruktion im BBRZ Linz umgeschult. Diese Karriere verlief auch nicht wirklich erfolgreich. Wenn ich eine Anstellung aufgrund von Umstrukturierungen verloren habe, hatte ich lange Zeit das Glück, gleich wieder eine Stelle in meinem Beruf als technischer Zeichner zu bekommen.

Seit einigen Jahren ist es nicht mehr so einfach, die Zeit der Arbeitslosigkeit wird immer länger, und es wird daher immer schwieriger, einen Arbeitsplatz zu bekommen. Ich habe so einige Jobs wie Versicherungskaufmann, Telefonverkauf, Fahrscheinkontrolle und so weiter, ausprobiert, alles ohne Erfolg.

Durch einen Zufall habe ich bei einer Schulung einer Versicherung, bei welcher ich gearbeitet habe, einen Kollegen kennengelernt, mit dem sich eine tiefe Freundschaft entwickelt hat. Wir haben uns beide weitergebildet, haben Seminare besucht, in die wir, wären wir noch in unseren alten Berufen, nie gegangen wären. Mindestsicherung? Das war kein Thema, das mich interessierte. Ich bin draufgekommen, dass ich gern mit Menschen arbeite. Ich, der Maurer, der technische Zeichner habe zu schreiben begonnen. Richtige Texte, keine Gebrauchsanweisungen, richtige Texte über meine Gefühle.

"Ich, der Maurer, der technische Zeichner habe zu schreiben begonnen."

Ich frage mich oft, nach welchen Kriterien ich damals als 15-Jähriger meinen Beruf gewählt habe. War es das Geld? Das Ansehen in der Familie? War es nur wichtig, einen ordentlichen Brotberuf zu haben, etwas zu leisten, etwas, das man sehen und messen konnte?

Zitat

Vielleicht stehe ich aber jetzt genau am richtigen Platz, weil ich damals eine falsche Entscheidung traf? Egal, ich gehe weiter.

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Dieser Text ist unter CC BY 4.0 International lizenziert.

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von Helmut Moser
Helmut Moser

Autor

Helmut Moser

Helmut Moser ist Techniker mit Leidenschaft oder besser technischer Zeichner. Aufgrund der Situation am Arbeitsmarkt orientiert er sich neu. Helmut hat die Ausbildung zum Dipl. Mentaltrainer absolviert und arbeitet gemeinsam mit einem ehemaligen Arbeitskollegen am Aufbau eines mentalen Trainingscenters.

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InfoboxVerkürzte Lehre für Maturant:innen

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Eine Lehre nach der Matura hat so manche Vorteile. Der wohl wichtigste ist die Verkürzung der Lehrzeit um ein Jahr. Wobei das nur bei Lehrausbildungen, die länger als zwei Jahre dauern, möglich ist. Zudem werden oft Fächer, die bereits mit der Reifen-und Diplomprüfung abgelegt wurden in der Berufsschule angerechnet und/oder sogar als Ersatz der gesamten Lehrzeit angesehen. 

Für ganz Österreich gilt: Die Verkürzung findet so statt, dass sich die jeweiligen Lehrjahre reduzieren:

  • Bei Verkürzung von dreijährigen Lehrberufen ist das pro Lehrjahr ein Drittel: Statt 12 Monaten dauert jedes Lehrjahr nur 8 Monate.
  • Bei vierjährigen Lehrberufen werden die ersten beiden Lehrjahre ebenfalls auf 8 Monate verkürzt, die letzten beiden auf 10 Monate (8-8-10-10 Monate). 
  • Bei 3,5-jährigen Lehrberufen bleibt das letzte Halbjahr unverändert (8-8-8-6 Monate).

Lehrlingseinkommen bei verkürzter Lehrzeit

Bei einer verkürzter Lehrzeit gibt es Sonderregelungen: Diese können sich aus dem jeweiligen Kollektivvertrag oder aus Vorgaben eines Fördermodells ergeben.

Als Grundregel bei verkürzter Lehrzeit gilt, dass sich das Lehrlingseinkommen an die Verkürzung der Lehrjahre anpasst:

  • Bei dreijährigen Lehrberufen gibt es daher für die ersten 8 Monate das Einkommen des 1. Lehrjahres, für die zweiten 8 Monate den Betrag für das zweite Lehrjahr und für die letzten 8 Monate gilt der Lohn des dritten Lehrjahres.
  • Oft wird bereits im ersten Lehrjahr das Einkommen für das zweite Lehrjahr bezahlt.
  • Für über-18-jährige Lehrlinge ist in manchen Kollektivverträgen ein erhöhtes Lehrlingseinkommen verpflichtend vorgesehen. Auch aus Förderrichtlinien kann sich ein höherer Betrag ergeben.

Weiterführende Links:

Berufsschule bei verkürzter Lehrzeit
Die Umsetzung der verkürzten Lehrzeit in der Berufsschule hängt vom jeweiligen Lehrberuf ab: In einigen Lehrberufen gibt es bereits eigene Klassen für Lehrlinge mit verkürzter Lehrzeit, die auf die abweichende Dauer der einzelnen Lehrjahre abgestimmt sind.

Dies ist derzeit in Wien in folgenden Berufen der Fall: Bürokaufmann/frau, Reisebüroassistent:in & Konditor:in.

In Lehrberufen, wo es keine eigenen Klassen gibt, muss die Abwicklung mit der jeweiligen Berufsschule besprochen werden. Im Regelfall können Maturant:innen eine Schulstufe der Berufsschule überspringen, sodass sich der Abschluss der Berufsschule in der verkürzten Lehrzeit ausgeht. Zusätzlich können Maturant:innen auf Antrag von einzelnen Fächern befreit werden, wenn sie bereits entsprechende Vorkenntnisse haben und diese nachweisen.

Welche Regelungen für Maturant:innen in welchen Lehrberufen genau gelten, ist je nach Bundesland etwas unterschiedlich. Zusätzlich gibt es in einigen Lehrberufen eigene Regelungen auf Kollektivvertragsbasis. Generell können die Konditionen zwischen Lehrherren/Lehrherrin und Lehrling künftig direkt vereinbart werden.

Hierbei gilt es zu beachten: Die Verkürzung ist nicht verpflichtend, es kann auch die normale Lehrzeit vereinbart werden.

TIPP: Ein Besuch bei der Bildungsberatung kann dir helfen, die genauen Voraussetzungen für dein Bundesland schnell und einfach zu finden.

Zuletzt aktualisiert am 3.7.2024 von BiBer Bildungsberatung