Great Expectations

Oder: Das Gefühl unendlicher Nutzlosigkeit

Nachdem man einige Semester unter dem Schutzmantel des lässigen Studentenlebens verbracht hat, geht die Zeit der schönen Vorstellungen, wie auch der hochgesetzten Erwartungen dem Ende zu. Die kalte Realität beginnt unter den flauschigen Studiendaseinsmantel zu kriechen.

Von Carmen Bayer |
2017 greatExpectations

An diesem Punkt angelangt, erscheint das Erstellen eines eindrucksvollen Lebenslaufs fast unmöglich. Es ist ja nicht so, als ob man in den vergangen Jahren nichts geleistet hat. Allerdings muss man sich eingestehen, dass statt Praktikumsbestätigungen wesentlich mehr unterhaltsame Partyfotos vorhanden sind. Es sind zwar sehr schöne Erinnerungen, jedoch helfen sie selten bei einer sich nahenden Existenzkrise, welche durch das unsanfte Auftreten der Realität außerhalb des geschützten Uni-Universums auf einen wartet.

Das Stichwort lautet Arbeitssuche. Unsere Wunschvorstellungen des ersten richtigen Jobs und die Realität gehen erfahrungsgemäß weit auseinander. Auch die Aussichten des künftigen Arbeitsalltags können so manchen die Laune gehörig verderben. Jeden Tag acht Stunden in einem Büro zu verbringen und mühsam die Wochen bis zum nächsten Urlaub zählen, diese Vorstellung wirkt nicht wie die erhoffte Belohnung nach den mehr oder minder strebsamen Jahren des Studierens. Warum sollte man da nicht die Möglichkeit ergreifen und ein neues, „eh viel besseres“ Studium beginnen anstatt sich vollends dem Erwachsenenleben mit all seinen Aufgaben und Pflichten zu beugen?

Selbst für überzeugte Optimist_innen wirkt das erschreckend und deprimierend.

Und weiter?

Auf ewig davonzurennen stellt keine langfristige Option dar und das ist auch gut so. Tatsache ist, dass unsere Generation vor die Qual der Wahl gestellt wird. Unsere individualistische Einstellung und unsere Selbstfindungstrips sind ein zweischneidiger Luxus. Wir können Privilegien genießen, welche Generationen vor uns nicht so einfach in die Hände gespielt wurden. Diese Chancenvielfalt ist wunderbar und erfordert einiges an Dankbarkeit.

Die andere Seite der Medaille ist jedoch, dass wir quasi in der Pflicht sind, uns selbst zu finden, unsere Möglichkeiten und Potentiale voll auszuschöpfen und das kann auch erschreckend sein. Doch diese Ansicht ist zu einseitig, gerade weil wir heutzutage so viele Möglichkeiten haben, uns als Mensch zu definieren und unseren Platz in der Gesellschaft zu finden, ist es auch in Ordnung zu scheitern und neu anzufangen.

Also warum sollte man sich nicht vollkommen blauäugig und optimistisch für seinen Traumjob bewerben? Wenn es das ist, was euch im Moment glücklich macht, dann springt rein ins kalte Wasser – wenn man schwimmt, wird’s bekanntlich wärmer! Die Angst vor der Zukunft wird uns vermutlich immer ein klein wenig zur Seite stehen, aber Angst führt dazu, dass wir die Art, wie wir handeln, ganz bewusst wählen. Sie hilft uns dabei, die wichtigen Momente im Leben voll und ganz auszukosten, sie als besondere Ereignisse in unserem Langzeitgedächtnis abzuspeichern.

Lasst uns also mal etwas optimistischer in die Zukunft blicken. Freuen wir uns auf die vielen interessanten, manchmal schrägen Geschichten, welche uns im Laufe unseres Lebens noch passieren werden. Hören wir auf, dem Ende eines schönen Lebensabschnittes nachzutrauern und feiern wir stattdessen den Beginn eines spannenden, nicht vorhersehbaren, neuen Abschnitts.

Zitat

Bewerben wir uns blauäugig und hoffnungsfroh! Was haben wir schon zu verlieren?

CC BY

Dieser Text ist unter CC BY 4.0 International lizenziert.

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von Carmen Bayer
Carmen Bayer

Autorin

Carmen Bayer

Carmen Bayer, Sprecherin der Salzburger Armutskonferenz, wundert sich oft über gesellschaftliche Entwicklungen und schreibt darüber. Nebenher studiert sie Politikwissenschaften und verbringt ihre freie Zeit bevorzugt mit Büchern, Musik und sehr gerne auch mit gutem Essen. Sprachlos ist sie eher selten.

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InfoboxVerkürzte Lehre für Maturant:innen

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Eine Lehre nach der Matura hat so manche Vorteile. Der wohl wichtigste ist die Verkürzung der Lehrzeit um ein Jahr. Wobei das nur bei Lehrausbildungen, die länger als zwei Jahre dauern, möglich ist. Zudem werden oft Fächer, die bereits mit der Reifen-und Diplomprüfung abgelegt wurden in der Berufsschule angerechnet und/oder sogar als Ersatz der gesamten Lehrzeit angesehen. 

Für ganz Österreich gilt: Die Verkürzung findet so statt, dass sich die jeweiligen Lehrjahre reduzieren:

  • Bei Verkürzung von dreijährigen Lehrberufen ist das pro Lehrjahr ein Drittel: Statt 12 Monaten dauert jedes Lehrjahr nur 8 Monate.
  • Bei vierjährigen Lehrberufen werden die ersten beiden Lehrjahre ebenfalls auf 8 Monate verkürzt, die letzten beiden auf 10 Monate (8-8-10-10 Monate). 
  • Bei 3,5-jährigen Lehrberufen bleibt das letzte Halbjahr unverändert (8-8-8-6 Monate).

Lehrlingseinkommen bei verkürzter Lehrzeit

Bei einer verkürzter Lehrzeit gibt es Sonderregelungen: Diese können sich aus dem jeweiligen Kollektivvertrag oder aus Vorgaben eines Fördermodells ergeben.

Als Grundregel bei verkürzter Lehrzeit gilt, dass sich das Lehrlingseinkommen an die Verkürzung der Lehrjahre anpasst:

  • Bei dreijährigen Lehrberufen gibt es daher für die ersten 8 Monate das Einkommen des 1. Lehrjahres, für die zweiten 8 Monate den Betrag für das zweite Lehrjahr und für die letzten 8 Monate gilt der Lohn des dritten Lehrjahres.
  • Oft wird bereits im ersten Lehrjahr das Einkommen für das zweite Lehrjahr bezahlt.
  • Für über-18-jährige Lehrlinge ist in manchen Kollektivverträgen ein erhöhtes Lehrlingseinkommen verpflichtend vorgesehen. Auch aus Förderrichtlinien kann sich ein höherer Betrag ergeben.

Weiterführende Links:

Berufsschule bei verkürzter Lehrzeit
Die Umsetzung der verkürzten Lehrzeit in der Berufsschule hängt vom jeweiligen Lehrberuf ab: In einigen Lehrberufen gibt es bereits eigene Klassen für Lehrlinge mit verkürzter Lehrzeit, die auf die abweichende Dauer der einzelnen Lehrjahre abgestimmt sind.

Dies ist derzeit in Wien in folgenden Berufen der Fall: Bürokaufmann/frau, Reisebüroassistent:in & Konditor:in.

In Lehrberufen, wo es keine eigenen Klassen gibt, muss die Abwicklung mit der jeweiligen Berufsschule besprochen werden. Im Regelfall können Maturant:innen eine Schulstufe der Berufsschule überspringen, sodass sich der Abschluss der Berufsschule in der verkürzten Lehrzeit ausgeht. Zusätzlich können Maturant:innen auf Antrag von einzelnen Fächern befreit werden, wenn sie bereits entsprechende Vorkenntnisse haben und diese nachweisen.

Welche Regelungen für Maturant:innen in welchen Lehrberufen genau gelten, ist je nach Bundesland etwas unterschiedlich. Zusätzlich gibt es in einigen Lehrberufen eigene Regelungen auf Kollektivvertragsbasis. Generell können die Konditionen zwischen Lehrherren/Lehrherrin und Lehrling künftig direkt vereinbart werden.

Hierbei gilt es zu beachten: Die Verkürzung ist nicht verpflichtend, es kann auch die normale Lehrzeit vereinbart werden.

TIPP: Ein Besuch bei der Bildungsberatung kann dir helfen, die genauen Voraussetzungen für dein Bundesland schnell und einfach zu finden.

Zuletzt aktualisiert am 3.7.2024 von BiBer Bildungsberatung